Gestern waren DER CHEF und ich zum zweiten Mal beim „Mörderischen Vergnügen“. In einem Kommentar bei facebook las ich dazu, dass der Abend Höhen und Tiefen gehabt hätte. Nun, vielleicht waren wir dann doch auf einer anderen Veranstaltung.
Zumindest den Plural kann ich nicht nachvollziehen – bei den Tiefen, versteht sich. Fangen wir aber an mit der für mich besten Nachricht des Abends, gleich zu Anfang. Frank Schätzing ließ sich entschuldigen, er könne auf Grund einer wichtigen Reise zu Recherchezwecken nicht teilnehmen. Somit gab es genügen Raum für die vier Autoren, ganz ohne den überflüssigen Selbstdarsteller – aber gut, dass ist meine Meinung und so manch einer / eine wird sicherlich enttäuscht über die Absage von Schätzing gewesen sein.
DER CHEF und ich jedenfalls hatten einen kurzweiligen und netten Abend. Zum Auftakt las Edda Mink aus ihrem Krimi „Ausgeträllert – Maggie Abendroth und die letzte Fahrt der Nachtigall“ (zur Moderation kann ich nur das Gleiche schreiben wie im letzten Jahr, wer mehr wissen will, bemüht die Suchfunktion). Der Text war nicht nur gut vorgetragen, sondern man konnte sich die Figuren auch gut vorstellen. Der Mittelaltermarkt aus der ersten Szene war deutlich sichtbar und die Reaktion von Maggie auf den falschen Spießbraten einfach nur köstlich. Hier und da sind die Figuren vielleicht etwas zu überzeichnet und die Handlung vorhersehbar, aber auf jeden Fall gute Unterhaltung.
Als Nächster war dann der mittlerweile zum Bestseller Autor herangereifte Jörg Nießen, der nicht nur hinsichtlich seines Werkes zugelegt hatte. Seine „Jetzt sehen sie sich mal diese Sauerei“ an gibt es inzwischen als Hörbuch und Hardcover-Version, ein Nachfolgeband ist in Arbeit. Beim Hörbuch kann ich mir sogar vorstellen, dass es ein echter Gewinn ist, wenn es von ihm selber gelesen wird. Zum Text selber hab ich mich bereits vor ein paar Tagen geäußert. Neues kann ich da nicht mehr hinzufügen. Für mich war es der am anspruchsloseste Text des Abends.
Das genau Gegenteil war dann Arno Strobel, der nicht nur den Anfang aus „Das Skript“ vorlas, einen Buch, welches im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht, sondern auch noch zwei Kurzgeschichten vortrug. Mein Highlight des Abends war seine zweite Geschichte, „Eda Weiss“ – ein Stück Literatur, das einen noch länger in Erinnerung bleibt. Strobel wirkt auch von seiner ganzen Art her sympathisch und ausgeglichen auf mich. Als IT-Spezialist arbeitet er einer Luxemburger Bank und schreibt explizit über was ganz anderes. Brot-Job und schreiben sind für ihn zwei ganz verschieden Paar Schuhe. Man muss eben doch nicht immer über das schreiben, was man kennt – und kann trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb verdammt gute Geschichten vorweisen.
Der Letzte im Bunde war Ralf Kramp, dessen Gesicht mir bekannt vorkam. Hatte ich ihn nicht schon irgendwo anders gesehen? Bei der Krimi-Veranstaltung im Dezember oder in der Zeitung, in einem Bericht über das Kriminalhaus in der Eifel? Alles sehr verdächtig? Seine Text aus dem Sammelband „Mördchen fürs Örtchen“ war ein Grenzgänger. Eine gute Balance zwischen Komik und genauer Beobachtung von menschlichen Verhaltensweisen.
Den Abschluss des Abends bildete ein Hörspiel, dass alle Autoren gemeinsam vortrugen. Ein mörderisch scharfes Messer im Teleshopping.
Auf nächstes Jahr freuen DER CHEF und ich uns jetzt schon.