Im Laufe meines bisherigen Lebens habe ich bereits einige Bücher von unterschiedlichen Autoren gelesen. Das mag eine sanfte Untertreibung sein, aber als Leser hat man nie das Gefühl, genug gelesen zu haben. Es fehlt eher an der Zeit, um noch mehr zu lesen.
Ein Autor ist darunter, von dem ich nicht nur ein Buch, sondern fast alle Bücher gelesen habe. Ein Autor, den ich jedem nur wärmstens empfehlen kann – wohl auch, weil es mein Lieblingsautor ist. Eben diese Lieblingsautor feiert heute seinen 70. Geburtstag. Die Rede ist hier von John Irving. Mehr als zwanzig Jahre erfreuen mich seine Bücher, denen man drei Dinge anmerkt, die Irving als Autor auszeichnen: Liebe zum Detail, Liebe zum Handwerk des Schreibens, und die Liebe zur Recherche.
Der Mann ist ein Erzähler. Seine Bücher tragen einen von der ersten bis zur letzen Seite an die Orte, an die uns Irving führt. Man atmet durch sie den Herbst in Maine genauso wie man die Orgelmusik aus ihnen heraushört oder den Sirup von Pfannkuchen vor sich heruntertropfen sieht.
John Irving hat, und das muss ich an dieser Stelle einfach mal zugeben, mich nicht nur beeindruckt, sondern mich als Autor ein Stück weit geprägt. Seine Art zu schreiben und zu arbeiten entspricht auch meiner Vorstellung vom Schreiben. Er ist jemand, der sich nicht hinsetzt und einfach drauf los schreibt, sondern seine Geschichten entwirft. Der den letzten Satz eines Buches kennt, bevor er den ersten schreibt. Genau das begeistert mich auch als Leser an seinen Büchern. Nie habe ich das Gefühl gehabt, am Ende des Buches sei ihm die Lust am schreiben abhanden gekommen, das Ende einfach nur so entstanden.
An das erste Buch, welches ich von ihm gelesen habe, kann ich mich noch gute erinnern. Es war „Garp und wie er die Welt sah“. Wobei gelesen der falsche Begriff ist. Ich habe es verschlungen. Auch wenn ich mich gerne an alle seine Bücher erinnere, so es doch vor allem eins, welches für mich das bisher beste ist: „Owen Meany“. Gerade hier begreift man den ganzen Roman in seiner Genialität besonders am Schluss, wenn alles ineinander fließt, man das große Ganze sieht. Alles was Owen Meany bis dahin getan hat, ergibt dann einen Sinn, den auch sein Freund John Wheelwright begreift.
Das schönste Geburtstagsgeschenk hat John Irving seinen Lesern gemacht – mit dem Film „John Irving und wie er die Welt sieht„. Ein Film, bei dem man nicht nur einiges über den Autor, sondern auch viel über das Handwerk des Schreibens erfährt. Irving, so wie man ihm im Film erlebt, leuchtet noch immer – was uns als Leser auf mehr Bücher von ihm hoffen lässt.