Im letzten Teil ging es um die Möglichkeit, für Scrivener Layouts festzulegen, die einem bei den unterschiedlichen Arbeitsschritten unterstützen können. Zudem habe ich noch mal gezeigt, auf welche Weise ich den Freiform-Modus der Pinnwand verwende. Wie man mit Hilfe von virtuellen Karteikarten besser plotten kann, beschreibt Marcus Johanus in seinem Blog.
Für heute vorgenommen habe ich mir das Thema Kompilieren: wie man den Entwurf aus Scrivener heraus in ein anderes Format konvertiert. Dieser Vorgang ist nicht identisch mit der Export-Funktion von Scrivener, die hauptsächlich dazu dient, einzelne Dokumente für andere Programme zur Verfügung zu stellen. Bisher habe ich in diesem Zusammenhang lediglich meine Notizen aus dem Outliner als CSV-Datei exportiert – das geht nur dann, wenn man sich im Outliner-Modus befindet und über „File“ und „Export“ die Funktion „Outliner Contents as CSV“ aufruft. Mit etwas Nachbearbeitung erhält man dann eine Übersicht über seine Szenen.
Letztendlich aber möchte man nicht nur eine Übersicht der Szenen haben, sondern sein gesamtes Manuskript. Für Testleser oder aber auch für mich selber, um den Text noch mal in Papierform vor mir zu haben, nutze ich selten die Druckfunktion von Scrivener, über die man unter Mac OS X auch schnell ein PDF erstellen kann. Das liegt daran, dass man über „Compile“ wesentlich mehr Einfluss auf die Ausgabe des Entwurfs hat. Wer zum ersten Mal „Compile“ anwählt, bekommt nur eine eingeschränkte Auswahl zu sehen.
Das von mir am häufigsten verwendete Format ist dabei ganz eindeutig PDF. Darüber bereite ich das Dokument so auf, dass ich es an Testleser weiterleiten kann. Im Nachfolgenden werde ich zunächst einmal zeigen, was sich diesbezüglich einstellen lässt. Für den Export in andere Formate ist das auf jeden Fall eine gute Grundlage.
Unabhängig davon, ob man unter „Summary“ nur die eingeschränkten Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung hat oder sich „All Options“ anzeigen lässt, befindet sich direkt unter den Tabs eine Auswahlmöglichkeit für vorgegeben Formate. Neben denen, die Scrivener selber zur Verfügung stellt, kann man dort auch seine eigenen Einstellungen abspeichern, so dass diese projektübergreifend zur Verfügung stehen.
Um eine eigene Ausgabevorlage anzulegen, sollte man diese vorher auch erstellt haben. Unter „All Options“ lässt sich jedes Detail der Ausgabe einstellen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass je nach dem, welches Ausgabeformat man gewählt hat, zum Teil unterschiedliche Informationen mit eingestellt werden können. So gibt es zum Beispiel für das RTF-Format den Bereich „Meta-Data“ und „RTF Compatibility“, den es für PDF-Dokumente nicht gibt – hier werden die Meta-Daten dann aus den Projekteinstellungen übernommen.
Bei der Auswahl dessen, was bei der Kompilierung an Dokumenten eines Projektes mit berücksichtig werden soll, stellt uns Scrivener viele Möglichkeiten zur Verfügung. Es lassen sich nicht nur der gesamte Entwurf, ein Teilbereich des Entwurfordners, oder eine ausgewählte Dokumente kompilieren, sondern es können darüber hinaus einzelne Dokument abgewählt werden. Wem das noch nicht genügt, der kann gezielt die angezeigten Dokumente noch mal anhand eines Labels filtern lassen oder wählt vorher das aus, was er als Suchergebnis innerhalb einer Collection abgespeichert hat. In der Regel reicht es mir, den gesamten Entwurf zu kompilieren bzw. Teile davon. Unter „Seperators“ reicht mir die Standardeinstellung – bei längeren Manuskripten sollte man da aber noch mal genau nachschauen, an welcher Stelle die Seitenumbrüche gemacht werden. Diese können zwar auch unter „Contents“ eingestellt werden, dort müssen sie aber explizit gesetzt werden, während man bei „Sperators“ den Seitenumbruch in Abhängigkeit von Regeln setzen lassen kann. So ist es zum Beispiel sinnvoll, vor Beginn eines neuen Kapitels einen Seitenumbruch zu setzen. Das setzt jedoch voraus, dass man einzelne Kapitel auch im Entwurfsordern in entsprechende Unterorder organisiert hat – was an dieser Stelle auch eine Empfehlung wäre, da man auf diese Weise sein Manuskript im Binder wesentlich besser organisiert hat.
Fast eine Wissenschaft für sich sind die Möglichkeiten, die sich unter dem Punkt „Formatting“ zeigen.
Um dort überhaupt etwas verändern zu können, muss bei „Override text and notes formatting“ der Haken gesetzt werden. Dann geht es daran zu überlegen, was man wie formatieren möchte. Es ist möglich, unterschiedliche Ebenen des Binders mit unterschiedlichen Formatierungsoptionen zu versehen. Wer sich im Detail damit auseinandersetzen möchte, kann diese auf Seite 330f im englischen Handbuch von Scrivener nachschlagen. Meine Empfehlung an dieser Stelle ist, keine neuen Level-Einstellungen hinzu zu fügen und bei den vorhandenen identische Einstellungen vorzunehmen. Über die Checkboxen aktiviert man pro Eben die Elemente, die man formatieren möchte – danach kann man dann Text und Überschrift so einstellen, wie man es haben möchte.
Unter Layout stelle ich nie etwas ein. Insbesondere vom Punkt „hyphenation“, also Silbentrennung sollte man als Autor, der sein Skript einem Verlag unterbreiten möchte, die Finger lassen.
Ein Feature, das ich sehr gerne verwende, verbirgt sich unter „Transformations“.
Da ich während der unterschiedlichen Überarbeitungen mit „Revison Color“ arbeite und auch häufig Stellen oder Wörter, die raus können, durchstreiche, enthält mein Manuskript je nach Version unterschiedliche Textfarben und auch durchgestrichenen Text. Bevor ich das Werk rausgebe, lösche ich alle Farben und lösche die durchgestrichenen Wörter. Dennoch kann es mal passieren, dass ich etwas übersehe. Scrivener sorgt, wenn man die Haken so wie oben im Bild setzt, dafür, dass die Textfarbe entfernt und durchgestrichenes gelöscht wird. Das passiert nicht für das Scrivener-Dokument, sondern nur für das, was kompiliert wird. Neben der Nutzung als „Fallback“ für die eigene Schusseligkeit ist es durchaus auch eine Überlegung wert, diese Funktion generell zu nutzen, um die Farben und durchgestrichenen Stellen im Manuskript zu erhalten. Gerade hier liegt eben auch eine große Stärke von Scrivener, dass man auf diese Weise ohne das Manuskript verändern zu müssen, sowohl eine Arbeitsfassung als auch eine Fassung generieren kann, die für Testleser und andere Zwecke bestimmt ist.
Bisher noch nie verwendet habe ich die „Replacements“, mit denen man bei der Kompilierung Begriffe oder Namen ersetzen kann. In der Regel handhabe ich es so, dass der Name einer Figur, falls ich ihn ändere, direkt über „Suchen und Ersetzen“ im Entwurf austausche. Da die Regeln unter „Replacements“ sich jedoch nur für das kompilierte Dokument auswirken, findet bestimmt jemand auch dafür einen Verwendungszweck.
Im nächsten Teil werde ich die verbleibenden Optionen durchgehen, so dass am Ende dann ein PDF mit Wunschformatierung generiert wird. Der Vorgang des Kompilierens wird dann noch mal hinsichtlich der unterschiedlichen Formate und auch in Bezug auf die Normseite durchgegangen.