Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wenn man auf die Welt-, besser noch die Europakarte schaut, dann liegt die Schweiz mitten in Europa. Dennoch gehört dieses Land nicht zur Europäischen Gemeinschaft. Das merkt man nicht an den Franken, die in der Schweiz die offizielle Währung sind, denn nicht alle Mitgliedsstaaten der EU haben den Euro eingeführt – bekanntestes Beispiel wäre hier Großbritannien.

Ganz deutlich merkt man es, auch wenn man nicht verreist, bei einer Onlinebestellung. Auf der Suche nach einem vergriffenen amerikanischen Buch habe ich in den letzten Wochen ziemlich intensiv recherchiert. Rund um den Globus gab es noch ein paar Exemplare, nur wollte ich nicht in Ländern bestellen, wo die Versandkosten den Warenwert deutlich übersteigen oder aber ich die Landessprache nicht verstehe.

Mein Wahl fiel vor Weihnachten auf einen Onlineshop in den Niederlanden. Auch wenn ich Niederländisch nichtmal ansatzweise spreche, konnte ich doch problemlos im Shop bestellen. Das lag dran, dass ich für einen Kunden, der einen deutschen und niederländischen Shop hat, die niederländischen Übersetzung in die Software eingepflegt habe. Daher ist mir auch der „Winkelwagen“ vertraut. Leider war das dann so, dass am Tag meiner Bestellung das letzte Exemplar vor Ort im Laden verkauft wurde. So was nennt man dann wohl Pech.

Über die Feiertage habe ich gewartet, gehofft und weitere Händler angeschrieben. Ohne Ergebnis. Im neuen Jahr schrieb mir dann der Betreiber des Shops aus den Niederlanden, dass das Buch wieder da sei. Mit meiner Bestellentscheidung wartete ich zu lange. Es wurde mir wieder vor der Nase weggekauft. Mein Zögern kam aber nicht von ungefähr, denn die Versandkosten waren mit 15 Euro auch nicht gerade gering.

Nach dem wieder nichts aus dem Kauf wurde, trieb ich noch ein Exemplar auf, diesmal in der Schweiz. Da waren dann die Versandkosten noch etwas höher und zudem war der Buchpreis eine ziemlich Unverschämtheit. In den Niederlanden wurde das Exemplar zum normalen Kurs angeboten, dass was die Schweizer dafür haben wollte, entsprach keinem mir bekannten Umrechnungskurs. Aber ich wollte das Buch jetzt endlich habe. Das Prinzip Angebot und Nachfrage.

Eine Woche nach meiner Bestellung erreichte mich das Päckchen aus der Schweiz. Ich hab mich gewundert, warum es so lange unterwegs war. Das lag aber nicht an der Post auf beiden Seiten der Grenze, sondern an etwas, was man als Europäer so nicht mehr gewohnt ist. Hätte das Buch in England, Spanien, Portugal oder auch Polen bestellt – alles kein Problem. Von der Schweiz nach Deutschland aber muss so was erstmal durch den Zoll. Das Päckchen erreichte mich mit offizieller Plakate, die besagte, dass die Ware zollamtlich abgefertigt wurde.

Sollte ich noch mal was in der Schweiz bestellen, werde ich wohl etwas anders vorgehen. Nach Möglichkeit ein Geschäft in Basel finden, dorthin fahren und den Artikel direket im Laden kaufen. Das dauert dann zwar einen ganzen Tag, geht aber wohl insgesamt schneller. Und wenn ich es richtig verstanden habe, gilt meine BahnCard 100 sogar bis Basel SBB.

Hört sich merkwürdig an, mit Sicherheit. Aber wenn tatsächlich die Buchpreisbindung in der Schweiz wieder fällt, würde das mit Sicherheit lohnenswert sein. Ich sehe mich schon mit einem Rucksack voller Bücher über die Grenze rüber machen, dem Zoll im Nacken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner