Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Unterwegs, mal wieder. Mein Auto trägt mich zum nächsten Kundentermin. Verlässliches Stahlross. Wie einer dieser Ritter, mit denen ich früher so gerne gespielt habe, fühle ich mich. Die Autobahn ist frei, der leichte Nieselregen stört mich nicht. Die Wisschblätter leisten ganze Arbeit, sind zuverlässig, so wie ich selber auch zuverlässig bin. Katarina war nicht zuverlässig. Bis zu letzt hat sie mir Mühe bereit, mir noch den ganzen Anzug versaut. Das Stück musste ich dann verbrennen als ich mit ihr fertig war. Das schwerste war nicht, sie von hinten zu erschlagen. Das fiel mir ganz leicht, nach all dem, was sie mir nicht mehr bedeutet hatte. Für sie war ich nur noch der lächerliche Idiot, der Geld scheissen konnte. Ein Idiot war ich wirklich. Das sie sich großzügig vom Konto bedient, habe ich gemerkt, sicher. Nicht aber, das sie mich seit Monaten, vielleicht sogar Jahren mit anderen Männern betrogen. Letztendlich habe ich es aber raus bekommen. Das hat gedauert, sicher. Aber besser spät als nie, sagt man so schön. Wie kann man auch nur so dumm sein, private Fotos für alle zugänglich bei Facebook einzustellen. Peinlich nur, dass mich erst ein Kollege darauf aufmerksam machen musste. Genauer gesagt war es unser Azubi, der ist richtig fit in solchen Dingen. Ein ganz netter Kerl, auch wenn er sich gelegentlich im Ton etwas.

„Heinz“, hat er zu mir gesagt, „deine Alte ist bei Facebook und sieht da verdammt scharf aus.“ Das war noch untertrieben. Beim betrachten der Bilder habe ich mir nichts anmerken lassen. Als er grade zur Pause war, habe ich mir sie heimlich an seine, Rechner ausgedruckt. Zumindest das kann ich. Ich habe die Fotos dann erstmal an mich genommen und ins Handschuhfach meines Wagens gepackt. Moment, genau, da liegen sie immer noch. Meiner Frau habe ich sie nicht gezeigt. Lange habe ich überlegt, ob ich sie einfach zur Rede Stellen sollte. Habe es aber dann doch gelassen. Jeden Tag habe ich sie dann, wenn ich zu Hause war, beobachtet. Mir öfter mal einen halben Tag frei genommen, Überstunden abgebaut.

„Heinz, schön das du schon so früh zu Hause bist.“ Diese falsche Schlange. Überrascht hat sie immer ausgesehen, aber nie habe ich jemanden in einem unsere Schränke gefunden. Dabei hätte ich immer schören können, noch ein schweres Parfüm in der Wohnung zu riechen. Die Sorte, die ich nie von ihr zu Weihnachten bekommen hätte. Wahrscheinlich weil ich ihr nicht männlich genug war. Oft lagen ihre Haare aber anders, als sie sie morgens hatte. Sie hat wirklich gelaunt, ich würde so was nicht merken. Da hat sie sich ganz schön getäuscht. Schade nur, dass alles so schnell ging. Nein, sie hat nicht gelitten. Ja, ich war zu ungeschickt, so hastig. Sie war sofort tot. Ich habe dann noch mit den Füßen auf sie eingetreten und sie angeschrienen. Zum ersten Mal gab es keine Widerworte, auch mal eine schöne neue Erfahrung.

Jetzt spielt mir der Polizist schon zum dritten Mal diese Aufzeichnung vor. Ich sehe die Ungeduld in seinem Gesicht. Wo ich die Leiche gelassen habe, will er wissen. Wenn ich will, kann ich verdammt lange schweigen. Der kann mir gar nichts nachweisen. Und diese Aufzeichnung, die hätten sie nicht anfertigen dürfen. Ich kenne meine Rechte.

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