Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wenn man als Autor Fantasy-Romane schreibt, hat man, zumindest bei normalem verstand einen Vorteil. Man wird nicht auf die Idee kommen, auf dem Weg zur Arbeit einem Drachen zu begegnen oder in der Lage sein, mit einem nützlichen Zauberspruch die Hausarbeit erledigen zu lassen.

Beim schreiben von Krimis und Thrillern sieht das etwas anders aus. Je mehr man in die Handlung, die man selber schreibt, eintaucht, desto mehr Gespenster sieht man überall. Wenn dann noch eine NaNoWriMo bedingte Müdigkeit hinzu kommt, erreicht man einen für die eigene Psyche gefährlichen Zustand der Hypernervosität.

Unser Nachbar ist komisch, das wusste ich auch schon vor diesem Monat. Er hat oft merkwürdigen Besuch, scheint Lichtscheu und nachaktiv zu sein und ja, sprechen wir es ruhig aus, er hat einen arabischen Namen. Nichts was ihn in irgendeiner Form verdächtigt macht. Heute Morgen stand auf der Fensterbank seines Badezimmer eine sehr große Flasche ACE Bleichmittel – das Zeug, was auch Wasserstoffperoxid enthält. Wenn man am Abend zuvor eine Dokumentation über die Sauerlandgruppe gesehen hat, man einen das schon nervös. Wesentlich schlimmer aber ist, wenn man sich selber dabei ertappt, wie man den Nachbarn in den eigene Plot einbaut und sich vorstellt, was wäre wenn.

Vermutlich tue ich dem armen jungen Mann furchtbar Unrecht, aber etwas Angst habe ich trotzdem. Der eigene Kopf arbeitet einfach weiter und man wird von dem verfolgt, was man sich selber ausgedacht hat.

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