Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wir waren auf seiner Spur. Unsere Vermutung sollten sich bestätigen, als unsere Geduld endlich belohnt wurde. Acht Wochen lang waren wir ihm gefolgt, quer durch Deutschland, dann über die Grenze und die nächste. Dabei gingen wir weit über unsere Befugnisse hinaus.

Die Jagd war zur Passion geworden. Seine verschwunden Frau hatte sich einem unserer Kollegen anvertraut. Doch wir waren blind und ignorant. Familienstreitereien sind nichts auergewöhnliches. Solche Einsätze gehören mittlerweile schon fast zum Tagesgeschäft. So ist das leider. Die Frau hatte nicht mal so ausgesehen, als ob sie von ihrem Mann geschlagen worden wäre. Einfach nur ein Fall für die Akten. als die junge Kollegin noch mal zur Wohnung fuhr, um fehlende Daten aufzunehmen, war das für uns Routine. So was schafft auch einer alleine. Wir mochten die Kollegin. als sie zwei Stunden überfällig war, hatten wir noch Scherze gemacht. Von wegen, Schäferstündchen zur Mittagspause. Gut genug sah sie ja aus, um wirklich jeden auf der Wache rum zu bekommen. Abzüglich der glücklich verheirateten. Aber welcher Polizist ist schon auf Dauer glücklich verheiratet.

Dann kam der Anruf vom Hausmeister des Wohnblocks. Im dritten Stock würde die Wohnungstür aufstehen, er würde sich nicht trauen, nachzusehen. Er meinte, Schüsse gehört zu haben. Vor Ort sahen wir die Sauerei. Die Spurenermittler rekonstruierten das Geschehen. Sie hatte nicht den Hauch einer Chance. Bewusstlos geschlagen, dann vom Hals bis ganz nach unten einfach aufgeschlitzt. Sie muss es noch gespürt haben, den ihr Gesichtsausdruck brannte sich in unsere Köpfe. Von der Frau fehlte jeder Spur, ebenso wie von ihrem Mann.
Wir gingen davon aus, das auch sie tot war. aber um sie ging es nicht. Nicht mehr. Wenn es jemanden von uns erwischt, wird es persönlich.

Es war absehbar, dass unsere Team vom Fall abgezogen wurde. Wir nutzen die Zeit. Ermittelten auf eigene Faust. Jetzt war wir hier in einem Wald irgendwo in Rumänien. Michael erbrach sich gerade. Von ein paar Minuten waren wir in einem Erdloch auf die Leiche einer Frau gestoßen. Mit ziemlicher Sicherheit seine Ehefrau. So wie die Leiche aussah, war sie schon länger im Loch. Ein matschiger Weg führt uns vom Loch zu einer Holzhütte am Waldrand. Im Schutz der Dunkelheit drangen wir ins Haus ein, überraschten ihn in seinem Bett. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Zu zweit hielten wir ihm ein Kissen aufs Gesicht, während der dritte von uns auf ihn einschlug. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Als wir fertig waren, warfen wir ihn in das Loch zu seiner Frau. Deckten die Plane drüber und verließen den Wald auf den selbem Weg, wie wir ihn betreten hatten. Im ersten Supermarkt nach der Grenzen deckten wir uns mit Bier ein, viel Bier. Wir wollten vergessen und auf die tote Kollegin anstoßen.

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