Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vielleicht sollte ich voranstellen, dass ich mit der Heilsarmee nichts anfangen kann. Nicht etwa aus ideologischen Gründen, sondern einfach, weil ich über diese Organisation nichts weiss. Als ehemaliger Zivildienstleister stehe ich allerdings „Armeen“ etwas zurückhaltend gegenüber.

Wobei die Heilsarmee mit ziemlicher Sicherheit keine richtige Armee ist, die in Krisengebieten mit Waffengewalt „interveniert“. Laut Wikipedia ist es eine freikirliche, protestantische Bewegung. Gerade in Köln also etwas exotisches. Katholiken haben es in der Domstadt naturgemäß erheblich besser. Nicht nur, weil es ihre Clubräume fast an jeder Straßenecke gibt, sondern auch, weil sie nach dem Ableben anständig auf einem Friedhof bestattet werden, während man uns Protestanten vorzugsweise außerhalb der Stadtmauern verscharrt. Das klingt jetzt etwas übertrieben und ist an dieser Stelle auch nicht zielführend. Ich wollte ja eigentlich was zur Heilsarmee schreiben.

Kommen wir also wieder zurück zum ursprünglichen Thema. Die Heilsarmee. Man wird sich sicherlich fragen, wie ich überhaupt darauf gekommen bin. Dazu gibt es, wie so oft, eine Geschichte, aber auch eine Vorgeschichte. Fangen wir mit der Geschichte an, sie ist auch nicht so lang, dass man jetzt wahnsinnig viel Aufmerksamkeit opfern muss, um ihr zu folgen.

Gestern Abend gab es zum WordCamp 2011 in Köln ein „Vorglühen“ bei Früh am Dom. Zusammen mit dem CHEF schlug ich dort auf, wir hatten eine recht kurzweiligen Abend. Irgendwann, ich glaube es war kurz vor 22 Uhr, ging jemand von der Heilsarmee von Tisch und bat um Spenden. Normalerweise bin ich bei so was eher zurückhaltend. Diesmal war ich jedoch gerne bereit (ich weiß nicht, ob jemand der vielen anderen Besucher was in die Dose geworfen hat), etwas zu geben.

Das lag an der Vorgeschichte. Der junge Mann, der in voller Uniform von Tisch zu Tisch ging, war mir nicht unbekannt. Nadine und ich haben ihn vor gut zwei Woche abends in der Stadtbahn gesehen, müde von einem langen Tag war auf dem Weg nach Hause. Trotzdem war er der Erste, der aufsprang, um einem Rollstuhlfahrer in die Bahn zu helfen. Sein Art hat mir damals gefallen, dass Gesicht habe ich mir, obwohl ich sonst nicht so gut darin bin, gemerkt. Nicht nur, um eventuell später eine Figur in einem Krimi daraus zu machen.

Als ich dann gestern wieder sah, wie er durch die Räumlichkeiten ging, immer wieder mit der gleichen Höflichkeit um Spenden warb, war mir schon bevor er an unseren Tisch kam klar, dass ich Münzen in seine Dose werfen würde. Das das Geld dort ankommt, wo es benötigt wird, bei Menschen am Rand unsere Gesellschaft, davon bin ich überzeugt. Ich muss nicht die gleichen religiösen Einstellung haben wie der junge Mann. Ebenso wenig muss ich die Ansichten der Heilsarmee teilen oder hinter ihrem Programm stehen. Wichtig ist nur, glauben zu können, dass mit der Spende Gutes getan wird.

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