Reden wird nicht über das Sahnestückchen, mit dem ich gestern seit 12 Jahren verheiratet bin, sondern über das, was am Freitag unternommen haben. Da die Sommerferien vorbei sind und die Herbstferien noch längst nicht begonnen haben, musst DER CHEF erstmal seinen Unterricht absolvieren.
Für den späten Nachmittag war dann Essen gehen eingeplant. In Köln steht man dabei vor dem Problem, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt. Ein reichhaltiges Büffet, sozusagen. Wenn man nicht aufpasst, verhungert man auf Grund mangelnder Entschlusskraft. Lieber japanisch, italienisch, persisch, was leichtes mediterranes – traditionell spanisch? Unsere Wahl viel dann, auch weil wir es schon immer mal ausprobieren wollten, auf Mongo`s. Da man für den Wechsel auf die andere Rheinseite kein Visum mehr benötigt (wann wurde das eigentlich abgeschafft?), stand dem kurzfristigen Entschluss nichts mehr im Weg.
Etwas überrasch waren wir, als uns die Frage gestellt wurde, ob wir eine Reservierung hätten. Die hatten wir nicht, trotzdem bekam wir einen Tisch für uns zwei. Der erste Eindruck, dass man dort im Restaurant unkompliziert und stark kundenorientiert ist, wurde im Verlauf der nächsten zweieinhalb Stunden bestätigt. Auch wenn auf den Toiletten mit Aushängen nach „Verstärkung für das Team“ gesucht wurde, gehen ich davon aus, dass die Mitarbeiter irgendwo auf einer geheimen Farm für ausergewöhnlich höfliches und kompetentes Personal extra fürs Mongo`s gezüchtet werden.
Das Essen selber war grandios. Die zur Begrüßung gereichten unterschiedlichen Brotstücke wurde von einem Dipp begleitet, der frei von störenden künstlich wirkenden Aromen waren. Für mich ist das ein neuer Standard. Die hauseigenen Saucen, die man zu den leckeren Dinge auswählen kann, welche frisch gebraten werde, unterstreichen die Qualität der Zutaten. Was man sich auf dem so genannten Food-Markt selber aussuchen kann, ist klugerweise auch abhängig von der Saison. Für experimentierfreudige Gaumen gibt es sowohl beim Gemüse (Süßkartoffeln, Palk Choi, Bambuss) als auch beim Fleisch (Hirsch, Känguruh, Strauß) ein breites Spektrum. Für mich war es auch das erste (und bestimmt nicht das letzte Mal), dass ich Zebra gegessen habe. Auch die Freunde von Meeresgetier kommen durchaus auf ihre Kosten.
Am Ende war ich nicht nur sehr satt, sondern ebenso zufrieden. Nadine und ich sind uns einig, dass der Besuch des Mongo`s einige andere schlechte Restaurant-Erfahrungen in Köln wieder wett gemacht hat.
Damit war der Tag aber noch längst nicht zu Ende, denn uns erwarteten drei Veranstaltung von Rheinlesen. Um unnötiges hin und her zu vermeiden, hatten wir uns darauf geeinigt, nur einen Veranstaltungsort aufzusuchen und dort mitzunehmen, was uns geboten würde. Das waren dann Johannes Flöck „Wenn Happy und Birthday getrennte Wege gehen. Männer um die 40“, John Doyle „Don´t worry be german“ und „Reim in Flammen“. Ohne jetzt den anderen unangenehm nahe treten zu wollen: Die Jungs von „Reim in Flammen“ war deutlich besser als die beiden Autoren. Eine Kategorie für sich. Während Joy Doyle noch den Charme eines Amerikaners in Deutschland hatte, etwas unter Artenschutz stand und einfach gut erzählen kann, war ich von Johannes Flöck entäusscht. Der Mann kann nicht nur nicht gut aus seinem eigenen Buch lesen, er hat auch noch einen Sprachfehler, wie ich finden. Und das, was er zu erzählen hat, ist der müde Aufguss von Dingen, die man schon in zig Variationen gehört hat. Solche Themen nutzen sich einfach ab.
Drei Namen dagegen waren es, die den Abend zu etwas Herausragendem gemacht haben. Tobias Kunze, Florian Cieslik, Friedemann Weise. Jeder für sich eine Perle. So ende ich dann auf die Weise, wie ich auch angefangen habe: die Qual der Wahl. Wer von den dreien jetzt mir am besten gefallen hat, kann ich nicht sagen – ich würde auch alle wieder gerne hören. Müsste ich mich, bei vorgehaltener Pistole, doch entscheiden, würde ich wohl Tobias Kunze sagen. „Ich komme nicht mehr hinterher“ – grandiose Performance, durchdachter Text.
Für was ganz anderes habe ich mich vor 16 Jahren entschieden – so lange sind Nadine und ich nämlich schon zusammen. Davon die einleitend erwähnten 12 Jahre verheirate. Danke für alles und die Blumen bleiben draußen.