Bei der Lektüre mancher Krimis fragt man sich, ob einige Verlage dazu übergegangen sind, auf so was wie ein Lektorat zu verzichten. So stößt man beim lesen von „Mein Vater, der Mörder“ des Autors Leo. P. Ard auf eine reihe von zeitlicher Wiedersprüche – aber der Reihe nach.
Es es nicht das erste Mal, dass mir bei diesem Verlauf auffällt, mit welchen eigenartigen Mittel er auf der Rückseite des Buches wirbt:
Mit wachsendem Tempo jagt der Autor die Geschichte durch immer neue Wendungen, die das Buch zum Page-Turner machen.
Focus online über Leo P. Ards Roman Der letzte Bissen
Wem es nicht aufgefallen ist: beworben wird ein anders Buch vom gleichen Autor, nicht „Mein Vater, der Mörder“.
Die Handlung selber ist schnell erzählt. In einem Hospiz wird ein ehemaliger Fremdenlegionär von einem seiner Kameraden umgebracht, damit er auch garantiert das Geheimnis Günther Berger mit ins Grab nimmt und ihm die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nicht versaut. Der Sohn von Berger macht sich auf nach Vietnam, um der dunklen Geschichte seines Vaters auf die Spur zu kommen, während gleichzeitig eine Bochumer Kommissarin auf eigen Faust ermittelt.
Durch viele montierte Klischees bewegt sich die Handlung auf zwei Zeitebenen dem vorhersehbaren Ende entgegen. Sprachlich ist „Mein Vater, der Mörder“ bei weitem kein Meisterwerk. Ard greift sogar auf den billigen Spiegeltrick zurück, um eine seiner Hauptfiguren zu beschreiben:
In der Diele warf er einen kurzen Blick in den Spiegel Die blauen Augen, die ihn anschauten, hatte er von seiner Mutter geerbt.
Und so weiter.
Kommen wir zu den Fehler in der zeitlichen Abfolge. Auf Seite 58 heisst es „Sidi Bel Abbès, 04.09.1953. Die vier Legionäre sind noch in der Grundausbildung. Ein paar Seiten weiter auf Nummer 71 heisst es dann „Phat Diem, 05.04.1953. Die Vier haben ihre Grundausbildung abgeschlossen und befinden sich in Vietnam. Fast fünf Monate vor dem Abschluss der Grundausbildung. Wieder etwas weiter, Seite 80. „Saigon 15.06.1953“ liegt zeitlich nach der Ankunft in Vietnam. Dann heisst es aber auf Seite 81: „In den Vier Monaten, die sie jetzt in Vietnam waren […]“
Tut mir Leid Herr Ard, aber das ist einfach schlampig. Es gibt genügend Hilfsmittel für Autoren, so dass einem so was nicht passieren sollte. Spätestens dem Lektor hätte es auffallen müssen – aber den hat es meiner Theorie nach wohl nicht gegeben.
Was ich auch nicht verstehe, sind die „Anmerkungen des Autors“ am Ende des Buches, in dem er erzählt, dass er viele Male nach Vietnam gereist ist, um vor Ort zu recherchieren. Ganz ehrlich, dass merkt man ihrem Buch nicht an. Die „Mühe“ hätten sie sich sparen können und besser an anderer Stelle mehr Zeit investiert. Die Handlung rund um den Staatsanwalt – billig, unglaublich billig.
Noch ein kurzer Hinweis zu den Figuren, die im Roman auftauchen. Ich musste oft zurück blättern, wer jetzt noch mal wer war bei den Legionären. Die Charaktere sind teilweise einfach unscharf. Erstaunlich ist das insbesondere, da ich das Buch in nicht mal zwei Tagen durchgelesen habe. Beim „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher habe ich länger gebraucht, musste trotz der zum Teil schwierigen (und russischen Namen) niemals zurück blättern, weil alle Figuren unverwechselbar charakterisiert wurden. Dazu reichten wenige Sätze aus, ganz ohne Spiegel.
Von dem Krimi bin ich, man ahnt es schon, insgesamt mehr als enttäuscht. Von einem Grimme-Preisträger hätte ich wirklich mehr erwartet.Warum das Buch bei Amazon gute Wertungen bekommen hat, ist mir persönlich schleierhaft. Aber immerhin, es sind nur drei Rezensionen. Das sagt ja auch einiges aus.
8 Kommentare
Mir reicht schon der Name des Autors, um zu wissen, dass ich von ihm nichts lesen möchte.
Hätte ich den Autor kennen sollen oder warum ist der Name so abschreckend?
Kennen soll? ja! Du hast von ihm schon was gelesen, im Kettenkrimi ;)
Oha, gerade noch mal nachgelesen. Dann hat er sich für den Kettenkrimi wirklich Mühe gegeben, denn „Mein Vater, der Mörder“ ist meiner Meinung nach grottenschlecht.
„Mit wachsendem Tempo jagt der Autor die Geschichte durch immer neue Wendungen, die das Buch zum Page-Turner machen.“ – Der Autor kann nichts für eine derartige „Beschreibung“, aber ich würde ein so „beschriebenes“ Buch nicht kaufen.
Zum Glück war es nur ausgeliehen. Von solchen Sprüchen würde ich mich auch nicht zum kaufen verleiten lassen.
Dir fällt am Namen Leo. P. Ard nichts auf?
Autsch. Jetzt, wo du mir die Nase auf den Namen drückst, ja, doch. Mein Gott, wie peinlich! Aber so schlecht, wie das Buch geschrieben wurde, kann ich schon verstehen, dass Jürgen Pomorin nicht mit seinem echten Namen dafür auf dem Cover stehen wollte.