Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Als ich kleine war, glaubte ich noch fest dran, dass erwachsene Menschen die meiste Zeit über sinnvolle Dinge tun. Als Kind eines Eisenbahners war ein Fahrplan der Deutschen Bahn kein Buch mit sieben Siegel für mich, ich konnte damit im Gegensatz zu vielen anderen etwas anfangen.

Trotz vieler Änderungen hat sich das bis heute bei mir gehalten. Im Gegensatz dazu steht allerdings das Tarifsystem im deutschen Fern- und besonders Nahverkehr. Für mich selber, als Besitzer eine bahncard 100, ist es nach wie vor sehr einfach. Einsteigen und fahren im Fernverkehr (es sei denn man nimmt einen Sonderzug wie den Thalys, dann gelten andere Regeln). Sofern die Stadt, in der ich mich gerade aufhalte, zu denen gehört, die mit der bahncard abgedeckt sind (das sind erstaunlich viele, vor allem aber eben die größeren Städte), kann ich ohne Aufpreis in der Zone A (alles was eben City ist) fahren. Wenn man so will, ist das die Deutschlandflat.

Nun ist es aber so, dass ich, gerade auch im Urlaub, nicht alleine unterwegs bin. Eine Mitfahreroption gibt es für den CHEF nicht, so dass er sich selber ein Ticket lösen muss. Und da fängt dann der Spaß richtig an. Nicht nur die unterschiedlichen Möglichkeiten, mit einer bahncard 25 den besten Preis zu finden, kann anstrengend sein, sondern auch die Preisauskünfte im Nahverkehr. Jede Region (manchmal sogar jede Stadt) kocht da ihr eigenes Süppchen. Kleines Beispiel hier aus Köln. Nadine besitzt ein Monatskarte der KVB der Preisstufe 1b. Damit kann sie nicht direkt nach Bonn fahren. Eigentlich. Sie müsste den regulären Fahrpreis von 6,80 Euro im Nahverkehr zahlen (die bahncard 25 gilt hier nicht).

Eigentlich deshalb, weil es auch das so genannte „Anschlussticket“ gibt. Das bedeutet, man kombiniert seine Monatskarte mit einem zusätzlichen Ticket, so dass man eben nicht den vollen Preis nach Bonn bezahlen muss, sondern nur 4,40 Euro. Klingt doch gar nicht so schwer, oder?

Reingelegt, ist in Wirklichkeit komplizierter. Denn das mit dem Anschlussticket gilt nur, wenn Nadine mit der Linie 16 nach Bonn fährt. steigt sie dagegen in die Linie 18, ist wiederum der volle Fahrpreis zu zahlen. Wir verschweigen an dieser Stelle mal, dass je nach Region auch ganz andere Regeln in Bezug auf das Entwerten des Fahrscheins gelten.

Ich für meinen Teil bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass die Erfinder dieses Tarifdschungels irgendwas genommen haben müssen. Von alleine kann man doch gar nicht auf solche merkwürdigen Ideen kommen.

2 Kommentare

  1. Das größte Hindernis zum vernünftigen ÖPNV sind die Verkehrsverbünde. Alle jetzigen Verbünde auflösen, deren Vorstände feuern (haben ohnehin keine Ahnung von Verkehr) und einen Großverbund NRW gründen. Ein Ticket für ganz NRW, unabhängig wo und mit welchem Verkehrsmittel man fährt. Das Leben könnte so einfach sein, wenn der Wille da wäre.

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