Romantisch verklärt heisst es, man könne lediglich von Luft und Liebe leben. Dabei schwingt mit, dass beides auch kostenlos sei. Dabei ist das so nicht richtig, je nach dem, was man unter „Liebe“ versteht. Die kann dann unter Umständen recht teuer sein.
Bliebe dann noch die Luft über, die für jeden zur freien Verfügung steht. Bisher jedenfalls. Für besonders gute Luft, dass wissen wohl die meisten Urlauber, muss man schon lange die so genannte „Kurtaxe“ zahlen. Auf den Weg zum Urlaubsort gab es immerhin an den Tankstellen Druckluft für die Reifen des Autos kostenlos als Serviceleistung. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger heute schrieb, bröckelt es aber auch hier bereits. An einigen Shell-Tankstellen kosten fünf Minuten Luft ein Euro. Autofahrer zahlen für das „Produkt“ Luft. Ein Modellprojekt, dass garantiert Schule machen wird.
Was sich wie eine Luftnummer anhört, ist bitterer Ernst. Es ließe sich lang darüber philosophieren, ob es gerechtfertigt ist, für Luft Geld zu verlangen. Gibt es nicht genauso ein Grundrecht auf Wasser? Selbst das wird uns verkauft. Einmal als einwandfreies Trinkwasser von den lokalen Wasserversorgern (in der Regel Stadtwerke), mit dem wir uns dann duschen, spülen oder auf andere Art großzügig verschwenden. Dafür kaufen wird dann für viel mehr Geld abgepacktes Wasser im Supermarkt und machen auf diese Weise große Konzerne noch reicher. Wasser gegen Geld. Denken wir an dieser Stelle lieber nicht mehr weiter darüber nach und kehren zurück zur Luft. Als Druckluft sollen Autofahrer dafür an Tankstellen zahlen. Ein Euro, dass ist nicht viel. Gleichzeitig ist es aber zu viel.
Der springenden Punkt sind die immer stärker erodierende Serviceleistungen. Es gar nicht nötigt, von der „Servicewüste Deutschland“ zu sprechen. Es reicht einfach aus, ein paar Jahrzehnte zurück zu gehen. Da wischte dann der Tankwart noch mal über die Windschutzscheibe. Während es früher kostenlose Tüten für den Einkauf gab, muss man heute dafür zahlen. Das soll uns zu umweltgerechten Verhalten erziehen, wir uns erzählt. In anderen Ländern gibt es die Tüten nicht nur immer noch kostenlos, sondern dort packt eine Servicekraft auch gleich den Einkauf ein.
Wenn wir für alles künftig zahlen, dann verändert das auch die Art und Weise, wie wir miteinander in der Gesellschaft umgehen.