Der des Lesens von schlechten Krimis Verdächtige ist geständig. Ganz offen bekennt er, „ja, ich habe es wieder getan.“ Es war aber, so behauptet er, keine Absicht. Er sei davon ausgegangen, mit „Totenacker“ des Autorentrios Leenders, Bay, Leenders eine soliden Niederrhein-Krimi bekommen zu haben.
Die Beschreibung auf der Buchrückseite war zwar reißerisch, aber dennoch nicht ohne Reiz:
Alte Gräber, neue Tote Bei Bauarbeiten in Kleve wird ein Massengrab entdeckt. Das Entsetzen ist groß. Die Toten, die dort offenbar seit Jahrzehnten liegen, weisen körperliche Gebrechen auf. Euthanasie in Kleve? Ein Verdacht, dem sich keiner gerne stellt und der alte Wunden aufreißt. Während Kommissar van Appeldorn und das KK 11 ermitteln, kommt bereits ein neuer Fall auf sie zu: mysteriöse Todesfälle unter Kleinbauern. Sie alle waren Gegner der „Gen-Mafia“, die immer mehr Einfluss am Niederrhein gewinnt …
Quelle: amazon.de / Verlagsangabe
Zwei Dinge finden sich im Text, die definitiv schon mal nicht zutreffen. „Ein Verdacht, dem sich keiner gerne stellt?“ Im Gegenteil, die ermittelnden Figuren und auch die Bevölkerung tun alles, um das Verbrechen aufzuklären. Wie das Thema Euthanasie aber zur anderen Ebene passt, ist wohl das Geheimnis der Autoren. Die Todesfälle unter Kleinbauern beschränken sich auf zwei, so dass „sie alle waren“ auch etwas fehl am Platz ist. Überhaupt stellt man sich beim Lesen die Frage, warum es das ganz große Rad sein muss, was gedreht wird. Euthanasie und die Machenschaften von Monsato – alles in einem Buch. Mit etwas Mühe hätte man allein aus dem ersten Thema eine solide und gute Geschichte machen können. Das gerade diese am Ende einfach im Nichts versandet, gehört mit zu den größeren Enttäuschungen des Krimis.
Das die drei Autoren schon einige Krimis geschrieben haben, mag man angesichts der fachlichen Fehler kaum glauben. Da wird nicht nur Munter Pathologie und Gerichtsmedizin durcheinander geworfen, sonder auch gleich mal die Behauptung in den Raum geworfen, dass bei einer Obduktion ein Kripobeamte anwesend sein muss. Das ist ebenso Blödsinn wie der Handlungsverlauf im Buch, als dieser auch noch bei der Sektion hilft. Schließlich ist er ja mit dem Pathologen alleine. Noch mal zum mitschreiben: nach § 87, Absatz 2 der Strafprozeßordnung gilt folgendes:
Die Leichenöffnung wird von zwei Ärzten vorgenommen. Einer der Ärzte muß Gerichtsarzt oder Leiter eines öffentlichen gerichtsmedizinischen oder pathologischen Instituts oder ein von diesem beauftragter Arzt des Instituts mit gerichtsmedizinischen Fachkenntnissen sein.
Quelle: dejure.org – Juristischer Informationsdienst
Peinlich sind auch, sofern eine Recherche stattgefunden hat, die sachlichen Fehler. So wird die Behauptung aufgestellt, die Nationalsozialisten hätten beruf des Heilpraktikers erfunden. Tatsächlich gab es diesen bereits vor dem Dritten Reich und wurde nach 1939 sukzessiv abgeschafft.
Sprachlich werden einem im Buch eher einfache Sätze präsentiert, die auch vor Fettnäpfchen nicht zurückschrecken:
Das ist mit Sicherheit nicht der Fall, denn es gibt keine Verletzung, die auf ein solches Trauma hindeuten.
Der Begriff Trauma stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Wunde“. Medizinisch bezeichnet er auch eine Verletzung.
Fazit: Mich hat das Buch in jeder Hinsicht enttäuscht. Das Potential wird fast vollständig verschenkt. Aus dem Thema Euthanasie am Niederrhein, gerade mit dem Bezug zu Bedburg-Hau hätte man wirklich was machen können.
2 Kommentare
Manche „Krimiautoren“ sollten das Schreiben von Krimis lieber lassen, angesichts dieser groben Fehler. Die Thematik hätte durchaus Potenzial zum Geschichtskrimi. Vielleicht etwas für Dich, um den Dreien zu zeigen wie man es richtig macht ;-)
Ich hab da schon andere Pläne für den nächsten Krimi – allerdings auch was politisches.