Der Stromanbieter TelDaFax ist insolvent, war Anfang der Woche zu lesen. Was mich mich erstmal zum Erstaunen brachte, war die Tatsache, dass TelDaFax Strom verkauft. Bei mir war die Firma in den Erinnerungen abgelegt in der Schublade Telekommunikation.
Wie man lesen konnte, war das früher mal das Geschäftsmodell von TelDaFax gewesen, bevor man „in Strom machte“. Ob so ein Wechsel seines Geschäftsmodells überhaupt sinnvoll ist, möchte ich nicht beurteilen. Für etwas 700.000 Kunden war der Anbieter aber zumindest so vertrauenswürdig, dass nicht wenige Vorauszahlung geleistet haben, die sie jetzt möglicherweise nicht mehr wieder sehen werden. Immerhin muss niemand an Strommangel verhungern, denn da springen schon andere Energieversorger für ein.
Aber das ist es gar nicht, was mir heute morgen durch den Kopf ging. Es ist vielmehr die Art, wie TelDaFax agiert hat. Seit Jahren wurde Strom an Kunden unter dem Einstandspreis verkauft. Das ist nicht wirtschaftlich, sondern gefährlicher Unsinn. Sicher, man kann den Standpunkt vertreten, dass auf diese Weise doch Umsatz generiert wurde. Besser etwas verkaufen, als nichts zu verkaufen. Nur hat das Unternehmen dabei deutlich drauf gezahlt, was aber ein sicherer Weg in die Insolvenz war. Vermutlich war bereits vor Jahren das Geschäft nicht mehr rentabel. Statt aber damals bereits die Notbremse zu ziehen, hat man immer mehr Substanz verbraucht und sich durch Kapitalspritzen künstlich am Leben gehalten.
Mir kommt das, was TelDaFax gemacht hat, ein wenig vor wie ein perverses Spiel, was man mit einem an Hunger leidenden Menschen treibt. Man gibt ihm zu Essen, aber nicht so viel, dass er satt wird. Jeden Tag gibt man ihm zu Essen, aber immer etwas weniger. Er hat etwas, auf dem er herumkauen kann, aber er wird nicht satt, verhungert und stirbt auf Raten. Mitunter merkt er nicht, wie groß sein Hunger ist, weil er mit immer weniger zufrieden ist.
Der Hungernde, das wären bei TelDaFax die Mitarbeiter. Man gibt ihnen immer was zu tun, schließlich hat man Kunden, die bedient werden wollen. Das man die Kunden nur hat und halten kann, weil man Preise macht, die nicht die Kosten decken, ist eben dieses perverse Spiel. „Wäre doch blöd, wenn wir den Kunden den Strom nicht verkaufen würden. Besser einen geringen Umsatz als keinen.“ TelDaFax ist auf Raten gestorben, genau deshalb, weil so gehandelt wurde. Wer nicht kostendeckend arbeitet, kann auf Dauer nicht im Mark bestehen. Wer Kunde nur halten kann, weil er ihnen einen ruinösen Preis anbietet, täuscht sich und andere. Umsatz ist nur dann gesund für eine Firma, wenn am Ende auch Gewinn über bleibt.
Wer sich derzeit die neu entstehenden Dotcom-Blase anschaut, wird vermutlich erkennen, dass der Menschen nur im Prinzip lernfähig ist. Die Fehler von TelDaFax werden sich bei anderen Unternehmen wiederholen.