Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Gretchenfrage bei Autoren ist die, man vor dem Schreiben seiner Geschichte den Plot entwickelt oder. Frei nach Shakespeare: „To Plot or Not to Plot?

Als Freund strukturierten Arbeitens bin ich ein Befürworter des Plots. Sorgfältige vorherige Planung sorgt dafür, dass man nicht einfach drauflos schreibt, sondern ein genaues Ziel vor Augen hat. Auch wenn es gute Gründe für ein einfach drauf los schreiben gibt, so kann ich aus eigner, leidvoller Erfahrung nur empfehlen, nichts ohne Masterplan zu machen. Wie schnell ich die Geschichte bei einem fertigen Plot schreiben kann, hat mir nicht nur der NaNoWriMo 2010 gezeigt, sondern einige meiner Kurzgeschichten, die in den letzten Monaten entstanden sind. Im Grunde wäre ich auch brav so weiter vorgegangen, wenn mir die Bioladen-Geschichte nicht so gründlich einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Wie bisher hatte ich da auch mit den Plot entworfen. Allerdings merkte ich dann beim schreiben, dass die Geschichte nicht Funktioniert und die Figuren nicht lebendig sind – und das, obwohl alle einen ausführlichen Hintergrund hatten. Während ich noch versuchte, die ursprüngliche Idee zu retten, führten meine Texte aus dem Freien Schreiben dazu, dass ich durch die Hintertür eine neue Geschichte schrieb, die mir später dann besser gefiel als der ursprüngliche Ansatz. Was dann folgte, war etwas mehr Arbeitsaufwand als bisher, da der Rohtext stark überarbeitet werden musste, bis alles zusammen passte. Immerhin, dass war mein Glück an der Stelle, war die Textmenge überschaubar und die neue Hauptfigur gehörte schon zum alten Ensemble.
Bei der Kurzgeschichte, an der ich gerade sitze, ist dass anders. Ich habe zwei Texte, die sehr unterschiedlich sind. Der Erste entspricht dem ursprünglichen Plot, der Zweite ist frei entstanden, quasi aus dem Kopf über die Tastatur in den Computer geflossen. Momentan ist er immer noch doppelt so lange wie er für den Wettbewerb sein darf. Was aber viel schlimmer ist, ihm fehlt auch noch der rote Faden. Die Geschichte plätschert dahin. Am Ende des Textes habe selbst ich noch ein Fragezeichen zu viel über meinem Kopf.

Für mich ist das ein eindeutiges Zeichen, dass ich ohne vorherigen Plot nicht vernünftig arbeiten kann. Wie bei so vielen anderen Sachen so gilt auch beim schreiben, dass man die Zeit, die man in die vorherige Planung steckt, mit Gewinn am Ende wieder heraus bekommt. Ein ordentlich geplantes Schreibprojekt muss wesentlich weniger überarbeitet werden. Persönliche Deadline für meine Kurzgeschichte ist der 18. Juni. Bis dahin muss sie soweit fertig sein, dass ich sie dem Testpublikum präsentieren kann. Danach habe ich denn noch etwas mehr als eine Woche Zeit zum Einsendeschluss Ende des Monats.

Eine Antwort

  1. Oha, eine dahinplätschernde Geschichte mit vielen Fragezeichen über dem Autorenkopf… Das ist schlecht! So erging es mir auch schon, was ich allerdings weniger auf mangelnde Vorarbeit, sondern auf Unentschlossenheit zurückführe. Wie Du bei der Bio-Laden-Geschichte erläuterst, kann ein Plot sich auch einfach als leblos erweisen, dann beginnt man beim Schreiben zu grübeln und zu trödeln, weil man sich nicht für die Richtung entscheiden kann, die man einschlagen will. Meine Erfahrung ist – Plot hin oder her – wenn man das Ende (nenne es altertümlich die „Moral von der Geschicht'“) nicht sehen kann, kennt man auch den Weg nicht.

    Gruß
    Solveig

    PS: Du weißt, wo Du mich für ein Feedback erreichen kannst.

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