Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Jetzt konnte er wieder im Bioladen einkaufen, ohne es verheimlichen zu müssen. Ohne Angst zu haben, dass sein Frau dahinter kam. Sie hielt von dem „Öko-Zeug“, wie sie es genannt hatte, nichts. Dabei ging es ihm nicht nur um den ökologischen Gedanken.

Er kauft sich deshalb gerne Lebensmittel aus Bioanbau, weil sie ihm besser schmeckten. Aber seine Frau hatte nie Geschmack gehabt. Sie konnte auch nicht besonders gut kochen, wenn man von der Weißwäsche mal absah. Die Sonne genießend machte er sich auf den Weg zur Möhre, einem der ältesten Bioläden in der Stadt. Warum hatte er sie eigentlich damals geheiratet? Sie war weder von ihm schwanger noch hatte sie vermögende Eltern gehabt. Möglich, dass sie ein nettes Gesicht gehabt hatte. Vielleicht sollte er noch mal zur Sicherheit auf alten Fotos nachsehen. Nach ein paar Jahren Ehe jedenfalls war ihr Gesicht nur noch eine griesgrämige Maske. Jeder zweite Satz, der aus ihrem Mund kam, war eine Unterstellung oder zielte darauf ab, ihn in irgendeiner Form zu beleidigen. Dabei hatte er ihr nie einen Anlass dazu gegeben und von der Affäre mit der Referendarin konnte sie nicht wissen.

Interessant, das er gerade jetzt an sie dachte. Wo war sie noch mal gleich hingezogen nach dem zweiten Staatsexamen? So weit weg war das nicht, wenn er richtig lag. Eigentlich könnte er sie doch auch mal besuchen, gleich morgen vielleicht. Bei der Gelegenheit nach ihrem Sohn schauen, der ihm nicht unähnlich war.Vielleicht hatte sein Frau während er in der Schule war, doch durch die Kontoauszüge geblättert. Da gab es immer diese monatlichen Überweisungen, von denen sie nichts wissen sollte. Das aber war jetzt alles egal.

Kurz bevor er den Bioladen betrat, musste er noch mal daran denken, auf welche Weise sich am besten der tote Körper entsorgen ließe. Irgendwie musste er es schaffen, sie aus dem Haus zu bekommen, ohne dass den Nachbarn was auffiel. Die waren schon neugierig genug. Heute Morgen hatten sie schon gefragt, wo denn seine Frau sei. Den Besuch bei ihrer Schwester hatten sie ihm jedoch abgekauft, denn das nicht ungewöhnliches und in der Vergangenheit schon häufiger mal vorgekommen. Was das anging, war seine Frau immer sehr geschwätzig gewesen. Nur er wusste, dass sie keine Schwester hatte. Wo sie sich dann rumtrieb, hatte sie ihm nie verraten. Wenn sie wieder zu Hause war, konnte er sie sogar für ein paar Wochen ertragen, denn sie war noch eine Zeit lang wie ausgewechselt.

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