Einfach so wieder zur Tagesordnung übergehen fällt nach dem Tod von Osama Bin Laden nicht leicht, daher will ich es auch gar nicht erst versuchen. Dabei ist es nicht so, dass mir der Mann unbedingt wahnsninnig sympathisch gewesen wäre.
Angesichts der Art und Weise, wie der „Top-Terrorist“ umgekommen ist, muss man sich darüber genauso wie über die Reaktion der Bundesregierung wundern:
Ich freue mich, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Soweit mir bekannt, ist, ist in Deutschland die Todesstrafe abgeschafft. Selbst wenn sie noch existieren würde, gäbe es vermutlich zumindest vorher ein Gerichtsverfahren. Hinzu kommt, das eine solche Aussagen aus dem Mund eines Menschen, der sich für christlich hält, einfach nur widerlich ist.
Die Behauptung, Bin Laden hätte sich gewährt und wäre deshalb mit einem gezielten Kopfschuss getötet worden, ist auch befremdlich und wirft die Frage auf, ob hier nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vorgegangen wurde. In der Süddeutschen Zeitung von heute steht auf Seite zwei ein Satz, den man genau lesen sollte:
Die US-Regierung ließ erklären, man sei sich sicher, dass es sich bei dem Exekutierten um Bin Laden handle, das habe ein DNS-Vergleich ergeben.
Da steht nicht „Getöteten“ sondern „Exekutierten“. Genau das war es wohl auch, eine Exekution. Komisch, dass man erst hinter prüft, ob man da auch tatsächlich den richtigen erwischt hat – die Navy Seals werden wohl kaum mit einem Wattestäbchen vorher eine Speichelprobe genommen haben. Die Entsorgung der Leiche auf hoher See wirft weitere Fragen auf, die wohl nie ehrlich beantwortet werden.
Ein Terrorist weniger, könnte man sagen und ein Schulterzucken nachschieben. Warum sich darüber aufregen, was irgendwo in Pakistan passiert ist? So einfach geht das aber nicht. Menschenrechte, die hier im Land hochgehalten werden, sind nur was wert, wenn sie überall gelten. Wer sich über den Tod eines Terroristen freut wie Frau Merkel, stellt sich mit den Feinden der Grundwerte auf eine Stufe.
Noch was möchte, weil es zum Thema Terroristen und Umgang mit selbigen ganz gut passt, anmerken. Auch in Deutschland ist man in der Vergangenheit nicht gerade ziemperlich mit denen umgegangen. So ist nie wirklich geklärt worden ob sich Wolfgang Grams am 27. Juni 1993 mit einem Kopfschuss selber erschossen hat oder getötet wurde. Mir fällt das deshalb gerade auf, weil ich zum dem Thema recherchiere und auf eine Anzahl sehr unterschiedlicher Aussagen und Darstellungen gestoßen bin.
4 Kommentare
… was mich wundert: wie wollen die Jungs die Analyse der DNA so schnell hinbekommen haben? Selbst wenn ich mich im Labor beeilt habe waren immer drei Tage nötig! … aber bestimmt hat jeder SEAL ein steriles Mini-Labor zum Opfer-Check im Gepäck…
Grüße
jbj
Humpf. Da wird einem ganz anders. Nicht besser wird es, man man wie ich gerade folgendes ließt (Quell: web.de): „Laut Weißem Haus trug der Terrorist bei seiner Tötung keine Waffen.“
Es wurde also ein Unbewaffneter ermordet.
… gestern auf WDR5 gehört: die verstrichene Zeit soll das absolute Minimum gewesen sein, das für diesen Test möglich ist (okay, meine Labortests waren ‚ähnlich‘ aber nicht identisch…) – dennoch finde ich das immer noch seeehr befremdlich!
Es bleibt auch für mich ziemlich befremdlich.