Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ostern ist das Fest – ach, das wisst ihr doch alle selber. Die meisten unter uns werden sich auch dran erinnern, dass es irgendwie auch darum ging, was zu suchen.

Richtig, Eier waren das. Oder aber anderes zeug, über das sich der Zahnarzt freut. Wie dem auch sei. Autoren verstecken in ihren Texten nicht nur zu Ostern Dinge. Anspielung, historische Bezüge, persönlichen Meinungen. Manchmal gönnen sie sich sogar selber einen Gastauftritt in ihrer Erzählung. alles durchaus legitim.

In der Schule (und nicht nur da) lernt man, dass das, was Figuren von sich geben, nicht der Meinung oder den Ansichten des Autors entsprechen muss. Klar, wenn ich als Autor aus der Sich eines Serienmörders schreibe, leuchtet das sofort ein. Genauso könnte ich jedoch auch hingehen und in einem Buch einen CDU-Wähler und Fan von Angela Merkel zum Protagonisten machen. Wer bereits etwas länger in meinem Blog liest, wird nicht auf die Idee kommen, mich hinter dieser Figur zu vermuten.

Gut, ich denke, das Prinzip ist klar geworden. Die Aussagen der Figuren entsprechen nicht den Aussagen des Autors. Und doch ist da etwas. Wenn ich einen Mörder erfinde, steckt dahinter eine bestimmte Intention. Vielleicht will ich mit dem Text zeigen, wie dünn das Eis ist, auf dem wir uns bewegen. Natürlich steckt nicht in jedem von uns ein Mörder. Aber wir haben gewisse Eigenschaften, die sich auch bei einem Mörder finden. Gewaltphantasien, wenn der Nachbar einen am Sonntag in der Früh mit seinem Rasenmäher weckt, zum Beispiel.

Was ich mich allerdings frage: was bezweckt eine Autor eine Autorin damit, wenn sie ihre Figur Aussagen über Kindegartenkinder treffen lässt wie diese:

Seufzend sah ich hinter auf das echte Lacoste-Minipoloshirt der kleinen Petze. Zweifellos würde der als zehn Jahr ältere Gymnasiast immer noch das Gleiche sagen, während Dickerchen Justin wohl eine Karriere als Schutzgelderpresser bevorstand. Und nach einem mittelmäßigen Hauptschulabschluss bequem Abharzen.

Diese Vorurteile sind bei weitem kein Einzelfall. Lucie Flebbe legt ihrer Protagonistin Lila in „Fliege machen“ noch mehr solcher Sachen in den Mund. Ich stelle mir beim lesen die Frage, welchen Zweck Flebbe damit verfolgt. Soll ich darüber lachen? Bestimmt werde ich das nicht. Das was sie da schreibt, ist auch nicht im mindesten witzig.
Tapfer bin ich jetzt über die Hälfte des Buches hinaus gekommen, ohne das es irgendeine Form der Einsicht oder Wandlung bei Lila gab. Ganz ehrlich: Was soll das? Ich werde den Verdacht nicht los, dass in Lila, mit Verlaub, doch ein Teil der Autorin steckt. Das sie selber Ansichten über Randgruppen hat, die sie sich nur in dieser Form zu äußern traut. Dabei bin ich mir durchaus der Tatsache bewusst, dass ich völlig falsch liegen kann und Frau Flebbe unrecht tue.

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