Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Seit ein paar Tagen geistern mir eine Frage durch den Kopf. Kann ich Menschen, gar eine andere Kultur, ein anderes Land verstehen, wenn ich lediglich eine Mitteilung bei Twitter weiterleite (retweete)?


Im Internet ist die Aufmerksamkeit (nicht nur in Bezug auf Werbung) eine eigene Währung. Wenn sich Solidarität auf einen kurzen Moment Aufmerksamkeit beschränkt, erscheint das wie eine klassische Spende für karitative Zwecke. Moderner Ablasshandel für ein sauberes Gewissen. Kann man mit 140 Zeichen die Welt verbessern? Ich denke nicht. Soziale Netze im Internet werden in den unterschiedlichen Ländern rund um den Globus längst nicht von jeder sozialen Schicht genutzt. Es ist daher nicht vermessen zu behaupten, dass Dienste wie Twitter und Facebook in manchen Ländern nur von einer sehr kleinen Gruppe, um nicht zu sagen der „Elite“ genutzt werden. Meldungen über Twitter stürzen keine Diktatoren, aber es hört sich wie ein schönes Märchen an, dass wir gerne bereit sind zu glauben.

Glauben wollen wir es, weil wir uns unserer eigenen Ohnmacht bewusst werden. An Zuständen in anderen Ländern können wir nichts ändern. Nicht über ein soziales Netzwerk und als Einzelner schon gar nicht. Was wir machen können, ist zuhören und versuchen zu verstehen, was passiert und warum es passiert. Alles andere ist, mit Verlaub, vermessen.

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