Die Frage nach dem, was Wahrheit ist, hat Generationen von Philosophen beschäftigt. Jenseits dieser Suchenden gibt es noch andere, die aus pragmatischen Gründe nach so etwas wie Wahrheit tasteten, um Recht zu sprechen.
Wobei es beim Recht um Rechtsfrieden, nicht aber um Gerechtigkeit geht.
Sich die Frage stellend, was denn Wahrheit in dieser oder jener Sache sei, heißt, sich in eine lange Schlange einzureihen. Während man wartet, bis man selber an der Reihe ist, kann man sie Zeit nutzen, um über den Zweck seiner Suche nachzudenken. Die Wahrheit; Selbstzweck oder Mittel zur Erkenntnis? Oder doch nur profaner Krücke auf dem Weg zu einer falsch verstandenen Gerechtigkeit?
Fragen können auch unbeantwortet bleiben. Manche nur zeitweise, andere für immer. Die Herausforderung besteht darin, das Ungelöste auszuhalten.
Kommen wir von der allgemeinen Betrachtung zum Konkreten. In Bezug auf den Vorwurf, Julian Assange, hätte zwei Frauen vergewaltig: Was ist die Wahrheit? Hängt sie davon ab, dass Assange Gründer von WikiLeaks ist? Im Raum steht die Aussage, dass es lediglich darum gehe, ihn als Aktivisten zu vernichten, dass diese Vergewaltigungen nicht statt gefunden hätten, sondern nur ein Vorwand sein, sich seiner habhaft zu werden. Solange das nicht bewiesen ist, handelt es sich dabei lediglich um eine Behauptung, keinesfalls aber um die Warheit. Auch die Vergewaltigungen sind nur eine mögliche Warheit. Ohne Kenntnis darüber, was die Warheit ist, steht uns kein Urteil zu. Ohne Warheit kann ein solches auch nur Vorirteil sein.
Bei der derzeit überhitzten Situation in dem Fall – ist es ein „Fall”? – muss vor allem Ruhe bewahren das oberste Gebot sein. Der um sich greifende (blinde) Aktionsmus erinnert eher an Tollwut oder an ein in die Enge getriebenes Tier. Hilfreich in der Sache ist er nicht. Die Angriffe auf MasterCard und Visa sind genauso unangemessen wie deren Vorgehen, die Zahlungen an WikiLeaks zu sperren. Allerdings gibt es einen deutlichen Unterschied in den Handlungen. Während das Verhalten der Firmen sich rechtlichen Rahmen bewegt, ist der Angriff auf die Unternehmen illegal. Aber nicht nur das. Die Hackerangriffe tragen die Eigenschaften von Erpressung und Terrorismus in sich.
Wo immer die Wahrheit liegen wird, der Sache, den Zielen von Wikileaks hat niemand durch Angriffe auf Firmen gedient. Es sei denn, das erklärte Ziel der Organisation wäre Unfrieden, Chaos. Wer überall Verschwörungen sieht, definiert eine eigene, eine andere Wahrheit. Jeder muss sich die Frage stellen, ob er sich diese Wahrheit zu eigen macht, diese Wahrheit der Anderen. Wem welche Wahrheit nützt, ist dabei eine andere Frage, die auch nach einer Antwort verlangt. Nicht unberechtigt dürfte das Vertrauen auf das europäische, in diesem Fall das schwedische, Rechtssystem sein.
3 Kommentare
Wilkileaks konnte man in der Anfangszeit noch Sympatisch finden, aber wenn es erstmal um Angrife auf die Infrastruktur des Internets geht, hört der Spaß auf. Ich denke die Hacker haben Wilkileaks geschadet und damit das Gegenteil von „Unterstützung“ erreicht.
Selbst die Damen sagen es gab keine Vergewaltigung. Der Vorwurf ist eher vielmehr der, dass es ungeschützter Sex war und er sich danach nicht medizinisch untersuchen lassen wollte.
http://www.dennis-knake.de/2010/12/03/man-muss-assange-nicht-mogen-um-wikileaks-zu-lieben/
Ich finde die ganze Aktion eigentlich positiv seitens Wikileaks. Solche Daten zu veröffentlichen und die Lügen der Staates preiszugeben.
Das Problem bleib einfach folgendes: Aktionen, die sich außerhalb des rechtlichen Rahmens bewegen, sind Selbstjustiz. Wer dazu übergeht, zerstört mit letzter Konsequenz unsere Gesellschaft.