Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Land, in dem der Buchdruck erfunden wurde, geht nicht, wie Thilo Sarrazin meint, wegen der Einwanderer unter, sondern weil es Sender wie RTL II gibt. Auf dem laufen sinnfreie Sendungen wie „Frauentausch” oder „Tattoo Attack – Deutsche Promis stechen zu” Das so genannte Promis auch noch ganz anders zustechen können, wollte der Sender mit seinem neusten Erzeugnis „Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder”.

Die Gattin des Bundesverteidigungsministers, Stephanie zu Guttenberg, soll in dieser Sendung zeigen, wie pädophile Männer Kontakt zu Kindern und Jugendlichen suchen. Mittels verdeckter „Ermittlung” werden Männer vor laufender Kamera aufgespürt, die sich mit Minderjährigen zum Sex verabredet haben. Was die so genannten Täter nicht wussten: sie haben sich mit einem Lockvogel verabredet.

Ohne die Kindesmissbrauch zu verharmlosen, stellt sich bei der Sendung jedoch die Frage, wer hier in den Augen der Zuschauer tatsächlich Opfer ist. Immerhin könnte man RTL II Beihilfe oder Anstiftung zu einer Straftat vorwerfen. Nicht ohne Grund erinnert „Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder” an die Behauptung von Jürgen Tauss, er hätte nur selber ermitteln wollen.

Die Bundesrepublik ist ein Rechtsstaat. Zur Verfolgung und Bestrafung von Tätern haben wir Polizei und Justiz. Das was RTL II treibt, erinnert stark an Selbstjustiz. Warum sich Stephanie zu Guttenberg drauf einlässt, kann nicht damit entschuldigt werden, dass Präsidentin der deutschen Sektion von Innocence in danger ist. Eine der Botschaften der Sendung ist die, dass die Bundesregierung zu wenig tut, um die Kinder in diesem Land vor den Tätern zu schützen – eine Regierung, der Herr von Guttenberg angehört.

Hamburgs Ex-Innensenator Udo Nagel, der auch an der Sendung mitwirkt, müsste es eigentlich besser wissen. Er begründet seine Teilnahme damit, dass er Kindern helfen will. Fragt sich nur, an welcher Steller der Sendung Kindern tatsächlich geholfen wird. Man wird den Eindruck nicht los, dass es RTL II in erster Linie um reißerisches Formate und Einschaltquoten geht. Stephanie zu Guttenberg sei gesagt, dass das Gegenteil von gut gemacht gut gemeint ist.

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