Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im regennassen Mantel stand der Mann ohne Namen und Charakter vor dem Casino und durchsuchte seine Taschen nach einer letzten Zigarette. Vor ihm lag Wirbeltierfleisch verstreut auf der Straße.

Vermutlich war ein LKW auf dem Weg zum Schlachthof mit einem Schulbuss zusammengestoßen. Mit seinem Schuh schob er die glitschige Kinderhand in den Rinnstein. Immer noch kein Anzeichen einer Zigarette. Für ein Taxi hatte er jetzt kein Geld mehr. Alles verspielt. Dabei hatte er seiner Familie noch versprochen, dass die Rente sicher sei.

Zumindest ein paar Investoren würden sich auf seine Kosten ein paar schöne Coktails machen lassen. Bei diesem Gedanken völlig ernüchtert machte er sich auf den Weg. Wohin, wusste er noch nicht. Irgendwo würde sich schon eine Brücke finden. Langsam ging er weg vom Casino.

Ein stechender Schmerz in seiner Ferse stopt ihn. Überrascht drehte er sich um. Eine Frau jenseits der Verfallsgrenze hatte ihn mit ihrem Rollator angefahren. Gerade als er etwas sagen wollte, spührte er einen Schlag in den Rücken. Jemand hatte ihn dort mit einem Gehstock getroffen. Weitere Senioren mit Rollatoren und anderen Gehhilfen kamen auf ihn zu. Stöcke und umodische Handtaschen wurden geschwungen.

Als er in einem Hagel von Schlägen zu Boden ging, war einer seiner letzten Gedanken, dass er sich zumindest um seine Rente keine Sorgen mehr machen muss. Für das nächste Mal nahm er sich vor, mit Versprechungen vorsichtig zu sein.

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