Als Tempel der Heimwerker gelten gemeinhin die Baumärkte. Resopalplatten versprechen Selbstverwirklichung, Bohrmaschinen locken mit dem Geruch von Staub und Schweiß.
Handwerker werden überflüssig, wenn das Motto „do it yourself” heißt. Ebenso wie Handwerker fühlen sich wohl derzeit SPD und Grüne um Bundestag. Die Oppositionsrolle scheint nicht mehr so wichtig zu sein, da innerhalb der schwarz-gelben Koalition Politiker wie Röttgen und Rüttgers die Oppositionsarbeit übernommen haben.
Während Röttgen sich für einen schnelleren Atomausstieg ausspricht und die Laufzeit auf 40 Jahre begrenzen will, stemmt sich Rüttgers gegen die Steuerreform. Auch wenn sich das Verhalten der beiden auf die ersten Blick ähnelt, gibt es zwischen ihnen einen gewaltigen Unterschied.
Das Verhalten von Rüttgers hat zwei Ursachen. Zum einen fürchtet er um seinen Wahlsieg in NRW. Um zu gewinnen, würde er fast alles machen. Populistische Forderungen, die gegen die Parteilinie im Bund laufen, sind nur im Mittelfeld auf einer nach oben offenen Skala angesiedelt. Der zweite Grund für sein Verhalten, für seine Rolle als selbsternannter Arbeiterführer ist wohl seine Sehnsucht zurück in die Bundespolitik. Für einen krönenden Abschluss seiner Kariere fehlt ihm noch die Rolle als Bundeskanzler. Im Weg steht ihm da Angela Merkel, der er so gut er kann, immer wieder Stöcke in den Weg wirft – im Bewustsein, dass in der Union niemand die strauchelnde Kanzlerin auffangen würde.
Bei Röttgen hingegen scheint es echte Überzeugung zu sein, die ihn dazu bewegt, Kernenergie als Übergangslösung zu bezeichnen. Er ist auch der Meinung, dass es verkehrt wäre, Politik zu machen ohne auf die Ängste der Menschen einzugehen. Die Ablehnung der Atomkraft in weiten Teilen der Bevölkerung sollte nicht ignoriert werden. Was immer auch passieren wird, mit so einem Umweltminister dürfte es auf jeden Fall spannend werden.