Von allen guten und bösen Geistern verlassen

„Wenn ich keinen Golf Krieg…“ Tina rannte nach oben in ihr Zimmer und warf die Tür zu. Schwestern. Kurze Zeit später wummerten die Bässe der Anlage, die sie vor zwei Jahren zum Geburtstag bekommen hatte.

Zum bestandenen Abitur, wenn sie es denn schaffen sollte, was noch gar nicht so sicher war, ist ihr ein Auto versprochen worden. Allerdings gab es denjenigen, der ihr das Versprechen gegeben hatte, nicht mehr in unserer Familie. Die Insolvenz von Großvaters Firma endete in der Garage bei laufendem Motor.

In jedem Abijahrgang gibt es so was wie Vorherrschaft bestimmter Berufswünsche. Es gab den Jahrgang mit Bänkern, Anwälten, Ärzten – sogar einen, in dem der Wunsch, Lehrer zu werden dominierte. Tina und ihre Freundinnen hatten, soweit ich das mitbekommen habe, keine besonderen Wünsche. Vielleicht war es ja das Beste, so schnell wie möglich schwanger zu werden. Allerdings wäre dann kein Abitur nötig. Wobei es ja bei Tina durchaus noch Chancen zum Scheitern gab.

Die Musik war wieder aus. Eigenartig, normalerweise dauert so ein Anfall bei ihr länger dachte ich, bis ich merkte, das auch die Lampe in der Küche aus war. Vater und Mutter schauten sich schweigend an. Eine erdrückende Stille lag in der Luft. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Auf dem Weg in den Flur fiel mein Blick auf einen ungeöffneten Brief von den Stadtwerken. Jetzt war ich es, der eine Tür knallen lies. Draußen musste ich erstmal tief durchatmen. Auf der Garagentür klebte immer noch das Siegel von der Kripo.

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