In den Bereich der Ironie oder zumindest der unfreiwilligen Komik fällt die Zeitungsbeilage, die mir heute morgen aus der Neuen Westfälischen entgegen fiel. Werbung für eine zusätzliche Zahnversicherung von Karstadt-Quelle. Wahrscheinlich ist es derzeit sicherer, sein Geld dem Sparschwein anzuvertrauen.
Aber es gibt auch gute Nachrichten von einer Firma, der man noch vor einigen Jahren nachsagte, sie würde bereits auf dem Sterbebett liegen. Die Präsentation des neuen iPhones und der Firmware 3.0 soll, so ist andernorts zu lesen, ein voller Erfolg für Apple gewesen sein – mal wieder.
Anhänger von Verschwörungstheorien behaupten ja schon länger, dass Apple die Geräte mit einem stark süchtig machendem, ausdünstenden Material versieht, so dass Kunden nicht nur von den Geräten aus Cupertino loskommen, sondern auch ständig Nachschub benötigt. Ein Feldversuch an einem lebenden Kollegen konnte dies bisher allerdings nicht bestätigen.
Trotzdem ist es verwunderlich, warum Produktpräsentation von Apple einen nicht zu leugnenden sakralen Charakter haben. Jede Neuerrung löst eine Welle der Euphorie aus wie sonst nur vielleicht das jenseitige Heilsversprechen. Das Paradies auf Erden versprechen uns die neuen Produkte. Gleichzeitig wir alles bereits bestehende als alt, minderwertig, schlimmstenfalls sogar als halbfertig verkauft.
Dabei ist, auch wenn wir es gerne vergessen, grundsätzlich alles immer nur halbfertig. Wir sind umgeben von Betazuständen und Produkten, an die wir uns, so gut es geht, anpassen, damit deren Fehler nicht zu offensichtlich werden. So quälen wir uns seit Jahrzehnten mit einem virtuellen Schreibtisch herum, der nicht im geringsten dem entspricht, wie ein Mensch tatsächlich Informationen und Dokumente ordnen würde.
Wir verlieren uns an dieser Stelle jedoch in unnötigen Details. Das neue iPhone ist kein schlechtes Gerät. Es ist die konsequente Weiterentwicklung eines der besten mobilen Telephone überhaupt. Ich für meinen Teil bin davon ebenso begeistert wie vom neuen 13 Zoll MacBook Pro, obwohl ich von meinem derzeitigen, bald drei Jahre alten Gerät permanent entäuscht wurde. Viermal würde es komplett getauscht, Displays und Top Case gewechselt – am Ende stehe ich dann da und kann auf Grund eines Designfehlers Tastatur und Trackpad nicht mehr benutzen.
So gesehen hat Apple viel mit Kirche und Politik gemeinsam. Man wird immer wieder entäuscht, lässt sich von neuen Versprechen aber jedes Mal wieder einfangen. Wir sind Künstler der Verdrängung. Demenzkrank sind wir aber jedoch nicht. An den idiotischen Vorschlag eines SPD-Politikers, Nichtwähler 50 Euro Strafe abzuverlangen, wird sich der Bürger aller Wahrscheinlichkeit noch lange erinnern. Es mag sein, dass uns viel zu oft halbfertiges verkauft wird. Bei völlig sinnfreiem sind wir jedoch sehr vorsichtig. Schade, dass es für Politiker keine Versicherung gegen angerichtete Flurschäden gibt. Bei dem Bedarf könnte Karstadt allein durch den Verkauf dieser Versicherungsleistungen gerettet werden.
2 Kommentare
Karstadt-Quelle Versicherungen gehören nicht zum Arcandor-Konzern, was sich hübsch auf deren Homepage am hektischen Laufbanner zeigt ;-)
https://www.karstadtquelle-versicherungen.de
Stimmt. Aber es passte so schön in das Konzept meines Artikels.