Das ich von den Privatisierungsplänen der Bahn ebenso wenig gehalten habe wie vom Bahnchef Hartmut Mehdorn selber, dürfte wohl kein Geheimnis sein. Im Zusammenhang mit der Datenaffäre war es für mich nur noch eine Frage der Zeit, wann Mehdorn endgültig zur Aufgabe gezwungen würde. Gestern hat er dann das Handtuch hingeworfen, ohne sich jedoch irgendeiner Form von Schuld in Bezug auf die Datenaffäre bewusst zu sein.
Meiner Meinung nach schön auf den Punkt gebracht hat das die Parteichefin der Grünen, Claudia Roth:
Der Zug von Herrn Mehdorn ist abgefahren – zwar mit reichlich Verspätung, aber das sind wir ja gewohnt bei der Deutschen Bahn.
Wobei die Hartnäckigkeit von Herrn Mehdorn die Verspätungen bei weitem übertroffen hat. Der grösste Gegner von Herrn Mehdorn, dass muss in aller Offenheit gesagt werden, war freilich Herr Mehdorn selber. Mit seiner hemdsärmeligen und dem fehlenden diplomatischen Gespür hat er sich im Verlauf von knapp zehn Jahren, in denen er das Unternehmen führte, eine Menge Feinde gemacht. Wirklich beliebt war er nie – aber gefürchtet.
Oft wurde behauptet, Mehdorn habe die Bahn und ihre Kernaufgaben nie richtig verstanden. Einen Beleg dafür scheint er gestern selber geliefert zu haben:
Wir halten die Bahn auf Kurs.
Lieber Herr Mehdorn, Züge fahren auf Schienen. Kurs halten, dass ist eine Redewendung, die aus der Seefahrt stammt. Das Sie Bahn zu einem internationalen Logistikunternehmen verwandelt haben, in dem andere Transportmittel als Züge eine wesentliche Rolle spielen, wird so deutlich. Die Kernaufgabe der Bahn haben Sie wohl auf dem Weg zum Börsengang aus den Augen verloren.
Ich für meinen Teil weine Hartmut Mehdorn keine Träne nach. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob sein Nachfolger das Unternehmen wieder aufs richtige Gleis bringt.
3 Kommentare
Es wurde ja auch Zeit. Ich bin gespannt, wer sich als nächstes versucht. Bisher hatten wir nur Nieten. Hoffnung auf Besserung mache ich mir allerdings nicht, da immer noch zu viel Klüngelei auf tieferen OE’n zu finden ist.
Hauptsache der neue Chef unternimmt etwas gegen die Dauernden Verspätungen, was ich schon auf eiskalten Bahnsteigen gewartet habe, friert mich gleich beim dran denken…
Kann er versuchen, aber ohne fundierte Kenntnisse vom System Bahn wird ihm das kaum gelingen. Das hieße schließlich, überlastete Strecken auszudünnen und die Fahrzeiten zu entspannen. Vom Investitionsstau fange ich gar nicht erst an.
Davon abgesehen, bei den privaten EVU’s läuft es auch nicht immer rund. Ich habe Sachen erlebt, da bekam ich Angstschweiß.