Wie in der lokalen Presse gestern zu lesen war, ist heute der Weltwassertag. Dazu findet sich zwar was bei Wikipedia, aber Google hat nur sein Standard-Logo, also kann der Tag nicht so wichtig sein. Oder vielleicht doch? Angeblich verbraucht jeder Bundesbürger statistisch gesehen 4.130 Liter Wasser pro Tag. Als ich das gestern in der Zeitung gelesen hatte, hielt ich es zunächst für einen Druckfehler, was ja auch mal bei so hochwertigen Zeitungen wie der Neuen Westfälischen vorkommen kann.
Die erstaunliche hohe Zahl kommt aber dadurch zustande, das Umweltschutzorganisationen zur tatsächlich verbrauchten Menge auch so genanntes virtuelles Wasser hinzurechnen. Virtuelles Wasser wird zum Beispiel dann verbraucht, wenn ich mir eine Jeans kaufe – die Menge Wasser, die zur Herstellung und zum Transport verbraucht wurde, wird mir dann angerechnet.
Umweltschutz hin oder her, für mich ist das Zahlenspielerei, die bei den meisten Bundesbürgern genau das Gegenteil von dem bewirken dürfte, was eigentlich beabsichtigt ist und das Augenmerk weg lenkt von den tatsächlichen Wasserverschwender im eigenen Haushalt. Für die Herstellung von 1 Kilo Kaffee werden 20.000 Liter Trinkwasser verbraucht. Angesichts solcher Zahlen sehen die 33 Liter Klowasser und 45 Liter für duschen, baden und Körperpflege, die wir täglich pro Person verbrauchen, geradezu gering aus.
Lässt man aber das virtuelle Wasser weg, dann sind das allerdings über 60 Prozent des Wasser, welches ein Mensch in Deutschland pro Tag verbraucht. Oder anders ausgedrückt: rund 27 Prozent des täglich verbrauchten Wasser wird einfach im Klo runtergespült. Das entscheidende dabei ist, dass es sich dabei um sauberes Trinkwasser handelt, mit dem wir uns auch duschen. Das ist nicht mehr purer Luxus, sondern eine maßlose Verschwendung angesichts knapper werdenden Ressourcen.
Rechnet man noch die Menge Wasser dazu, die von der Waschmaschine verbraucht wird, dann sind es bereits 75 Prozent des täglichen pro Kopf Verbrauches an Wasser. Es bedarf keines virtuellen Wassers, um zu erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Diese Dreiviertel des verbrauchten Wassers müssen nicht unbedingt Trinkwasser sein. Was spräche zum Beispiel dagegen, die Klospülung mit Regenwasser zu betreiben?
Das reduziert zwar nicht die verbrauchte Wassermenge, aber den Bedarf an Trinkwasser. Es wäre nicht verkehrt, von zwei Kategorien in Bezug auf Wasser zu reden: Trinkwasser und Brauchwasser (das nicht zum trinken geeignet ist). Es wäre möglicherweise schon viel gewonnen, wenn für die erwähnten 75 Prozent des Wasserverbrauches nicht Trinkwasser, sondern Brauchwasser verwendet werden würde. Zusätzlich müsste dann noch darauf geachtet werden, dass die Schadstoffe, die ins Wasser gelangen, deutlich reduziert werden. Allein dabei kann jeder mithelfen, in dem er darauf achtet, was für Reinigungsmittel verwendet werden.
Den Verbrauch von Trinkwasser zu reduzieren, das ist sicherlich ein weiter Weg. Fragt sich nur, ob wir uns den Luxus leisten können, noch länger zu überlegen, ob wir diesen Weg tatsächlich gehen wollen.
6 Kommentare
Was spräche zum Beispiel dagegen, die Klospülung mit Regenwasser zu betreiben?
Dass das Regenwasser von den Abwasserbetrieben benötigt wird um die Abwasserkanäle am laufen zu halten.
Ich hatte mal mit einer Firma zusammen gearbeitet die sich darauf spezialisiert hatte Regenwassertanks zu installieren (überirdisch/unterirdisch). Die Tanks hätten sich bei den heutigen Wasserpreisen sehr schnell amotisiert, der Aufwand für Installation und Betrieb wären zudem noch recht niedrig gewesen.
Als die Firma dann in Essen groß Werbung machte, wunderte sie sich warum kaum jemand ein Angebot einholte. Vor allem die Eröffnungsangebote waren unschlagbar (gab, glaube ich, 2 Jahre Wartung der Anlage gratis dazu). Auf Nachfrage bei den Beworbenen stellte sich heraus, dass niemand eine Genehmigung von der Unteren Wasserbehörde bekam, eben weil die Abwasserbetriebe Einspruch einlegen können und das sogenannte Oberflächenwasser (also Regenwasser welches auf versiegelten Boden- und Dachflächen landet) als ihr „Eigentum“ betrachten. Dieses würden sie angeblich dringend dazu benötigen um die Kanäle zu spülen, im gleichen Atemzug hingegen knöpfen sie den Hausbesitzern für die Entsorgung des Oberflächenwassers erhebliche Gebühren ab. Man kann sich also an fünf Fingern abzählen welches die eigentlichen Gründe dafür sind das die Abwasserbetriebe so auf das Oberflächenwasser aus sind. Und so erklärt es sich auch, warum Regenwasserversickerungsanlagen eine absolute Rarität darstellen.
Da geht jemanden erheblich viel Geld flöten, denn das Abwasser wird aus dem verbrauchten Trinkwasser berechnet. Alles was nicht über die Wasseruhr abgerechnet wird (z.B. Regenwasser) können die nicht geltend machen. Deswegen sperren sich die Abwasserbetriebe gegen jegliche anderweitige Nutzung von Regenwasser, egal wie ökologisch es sein sollte.
@Ralf: Danke für die Hintergrundinfos. Ich denke, dass da Politiker gefragt sind, die sich konsequent für die ökologische Nutzung von Regenwasser einsetzen.
„Was spräche zum Beispiel dagegen, die Klospülung mit Regenwasser zu betreiben?“
So eins haben wir in unserem Gartenhäuschen. Ist nur unpraktisch in sehr trockenen Sommern. Aber z.B
kann das Örtchen auch mit benutztem Wasch- oder Geschirrspülmachinen Wasser verwendet werden. Das würde für die täglich Klospülung reichen und man spart obendrein den Reiniger.
Die Erfindung von „virtuellem Wasser“ ist wahrlich als eine der schwachsinnigsten Berechnungsgrundlagen einzustufen, die je ausgedacht wurden.
Schade, dass man dem Himmel das Regnen nicht verbieten kann um den Wasserbedarf der gemeinen Deutschen Hauskartoffel oder der fiesen Kokosnuss in Thailand Einhalt zu gebieten…
Das Weltwasserforum (was kommt danach, das Weltmutterbodentag ?) wirft mit erschreckenden Zahlen herum und tut gerade so, als ob wir, die reichen Deutschen, den Armen in sonstwo das Wasser klauen.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass derzeit jede Lobbygemeinschaft und teilweise auch diverse Umweltgruppen versuchen den Bürger regelrecht zu verdummen.
Unser Trinkwassser – gemischt mit Abwaschwasser und Spülwasser aus der Toilette ist nach dem Durchlaufen des Klärwerks so sauber, dass es eigentlich sofort wieder in das Leitungssystem eingespeist werden könnte. Würden Sie das wollen ? ich denke nicht, aber möglich wäre es.
Soviel zum Thema „Mit Regenwasser spülen“. Mit Sicherheit günstiger (da keine Säuberung im Vorfeld und Qualitätskontrolle notwendig wäre), aber nichts, worunter das Wasser dieser Welt leidet.
Sicherlich tut eine Extrembewässerung in einigen Teilen unserer Welt nicht Not, aber wenn in Australien Rinder gemästet und nach England exportiert werden, bekommt das im Fleisch befindliche Wasser dann auch die englische Staatsbürgerschaft und bleibt sein Leben lang in England, oder sucht es sich nicht doch seinen Weg ins Meer und schafft so wieder den Ausgleich ?
Das große Problem liegt nicht im Wasserverbrauch, sondern in der Wasserverschmutzung. Dieses Problem ist nicht virtuell sondern kann gelöst werden. Klingt aber nicht so Endzeitmäßig als wenn man einfach mal behauptet für 1 Kilo Kaffee werden 20 tsd. Liter Trinkwasser (für ewige Zeiten fast unwiderruflich) verbraucht.
Interessanter Kommentar von Sven. Denn es macht doch einen Unterschied ob 20tsd Liter Wasser für eine Pflanze „drauf“ gehen, welche ja das superböse CO2 in Sauerstoff umwandelt. Oder ob für die Produktion einer Jeanshose zig tausend Liter Wasser verschmutzt werden. So gesehen könnte ich weiterhin ruhigen Gewissens meinen Kaffee schlürfen, müsste aber nackt rum rennen.
Mein Kommentar bedarf einer kleinen Ergänzung. Und zwar der, dass es sich auf Ein- bzw. Zweifamilienhäuser bezieht. Der Aufwand rechnet sich nur bei relativ kleinen Häusern mit wenigen Bewohnern. Bei z.B. einem Mehrfamilienhaus mit 8 Parteien, müsste man mindestens 2-4 Steigleitungen installieren. Diese müssten dann auch wesentlich größer dimensioniert sein was dann eine entsprechend leistungsstarke Pumpe erfordert. Und der Stromverbrauch der Pumpe würde die finanzielle Einsparung drastisch mindern. Von der CO2-Bilanz mal ganz abgesehen.
Hier wären in erster Linie die Architekten gefragt die Wasserspeicher direkt bei der Planung mit berücksichtigen und diese dann auf dem Dach installieren. Nur so würden Strom fressende Pumpen entfallen und der Installationsaufwand für zusätzliche Wasserleitung relativ gering ausfallen.