Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Auch wenn ich jetzt ein paar Leser enttäuschen muss: es geht nachfolgend nicht um sexuelle Praktiken. Wobei mir das vermutlich eine Menge Leser und Kommentare bringen würde. Was ich wieder mal auf den Blogtisch bringen möchte, ist das kleine blaue Vögelchen.

Das wird der einen oder dem anderen mitunter trotz guter Würzung nicht schmecken. Es hat sich aber einfach wieder einiges angesammelt, so dass ich nicht an der Zubereitung eines Twitter-Menüs vorbeikommen – obwohl ich natürlich kein Patentrezept habe.

Versuchen wir es mal mit einer unverbindlichen Definition dessen, was Twitter ist. Im Grunde konstruiert der Dienst einen virtuellen Pausenhof. Wer sich noch an seine Schulzeit erinnern kann, weiß, wie es da zuging, Irgendwo abseits gab es Raucherecke, an anderer Stelle besserte der Hausmeister sein Einkommen auf und überall wusselten Schüler unterschiedlichen Alters herum. Alleine (das waren die Streber, mit denen sich keiner unterhalten wollte) und in Gruppen in Gespräche vertieft.

Es wurden Hausaufgaben abgeschrieben, privates erzählt und auch mal Tipps ausgetauscht. Natürlich grüßte man sich im vorbeigehen. Und dann gab es da noch die Spaßverderber, die Pausenaufsicht. Oft Lehrer aus dem Kollegium, die dort keiner leiden konnte. Also im Grunde ehemalige Streber, die an ihre Schule zurückgekehrt waren.

Bevor ich jetzt weiter abschweife und über eine Berufsgruppe lästere, der ich um ein Haar selber angehört hätte, kehren wir wieder zurück zu Twitter.

Die Pausenaufsicht, dass sind bei Twitter die Mitnutzer, die meinen, Regeln aufstellen zu müssen. Zum Beispiel die, dass es eine Unsitte sei, „Guten Morgen” Tweets zu verfassen. Aber hey, so ist das auf dem virtuellen Pausenhof. Da gibt es nunmal einen bunten Themenmix und wildes Geplapper. Wem das nicht gefällt, der kann gerne weghören.

Gerade die Anarchie, die Beschränkung auf 140 Zeichen und die indirekte Direktheit machen den Charme von Twitter aus. Aus manchem Stein, den man in den Kommunikationsfluss wirft, können große Wellen. Und immer wieder entstehen neue Kontakte, interessante Gespräche. Manche Sätze lassen einen schmunzeln, andere retten den Tag.

So. Wer bis hier gelesen hat, wundert sich vermutlich, wie der bisherige Text zur Überschrift passt. Gar nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber es gibt tatsächlich etwas bei Twitter, was zur Überschrift passt. Versuchen wir es mal diplomatisch. Wohl ein großer Teil der Twitter-Nutzer dürfte wissen, was ein Feedreader ist (da kommen die kleine RSS-Links rein). Wer einen Feadreader nutzt, hat ihn vermutlich so eingestellt, dass er sich automatisch aktualisiert – oder er hat sich einen Rhythmus angewöhnt, in dem er es manuell macht. Es ist daher nicht notwendig, via Twitter drauf hin zu weisen, wenn man einen neuen Blogbeitrag geschrieben hat. Ehrlich nicht. Vergleichbar ist das mit verkürzten Feeds, auch wenn das wieder ein ganz anderes Fass ist, das wir jetzt besser zu lassen.

Fassen wir noch mal zusammen. Twitter ist ein virtueller Pausenhof, auf dem man weder die Aufsicht noch die Streber haben möchte. Ebenso wenig braucht man einen Klassensprecher (oder hat etwa noch niemand dran gedacht einen Verband für Twitternutzer zu gründen?). Unerwünscht ist ebenfalls schamlose (Eigen-) Werbung. Was aber geht, solange es sich ob Grenzen hält, ist das Tauschen oder „ausleihen“ von Pausenbroten – so genannte Re-Tweets.

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