Es soll ja Menschen geben, denen Karneval im Blut liegt. Menschen, die ein Schunkel-Gen besitzen, dass sie automatisch zum schunkeln veranlasst, wenn nur bestimmte Lieder gespielt werden. Gerade hier in der Provinz Ostwestfalen scheinen viele Menschen zu glauben, dass man per Geburt zum Karnevalist wird, was dann auch als Erklärung dafür dient, warum es hier mit dem Fasching nicht so weit her ist. Die vereinzelten Veranstaltungen zum Beispiel in Bielefeld kann man ja im Zweifelsfall den Zugereisten in die Schuhe schieben.
Ganz unter uns: Auch wenn man in den Randzonen des Rheinlands aufwächst, macht das noch lange keinen Narren aus einem. Es soll, und da zähle ich mich durchaus dazu, auch Menschen geben, die durch die Teilnahme am Faschingsumzügen in ihrer Kindheit ein schweres Traum erlitten haben was heute noch dazu führt, dass einem beim Anblick rot angemalter Nase der kalte Schweiss ausbricht.
In Köln sagt man so schön: „Jede Jeck is anders.” Es gibt halt Menschen, die mögen Karneval und es gibt welche, die würden lieber ihre Schwiegermutter verkaufen, als zu einer Prunksitzung zu gehen – und dann gibt es noch welche, die ihre Schwiegermutter verkaufen, um zu einer Prunksitzung gehen zu können. Letztendlich kommt es darauf an, den anderen ihren Spaß zu lassen. Man muss Karneval nicht mögen, um närrisches Volk zu tolerieren. Einfach Augen zu und durch, schließlich ist die fünfte Jahreszeit die kürzeste.
Wer den bunten Tagen aus dem Weg gehen will, findet genügen Grauzonen in Deutschland, wo nicht gefeiert wird. Auch im Fernsehen gibt es genügen Möglichkeiten im Nachtprogramm, um statt einer Büttenrede erotischen Stimmen am Telefon zu lauschen. Preislich gesehen kosten sechs Tage im Vollrausch des Karnevals wahrscheinlich gleichviel wie so ein halbstündliches Telefonat.
Wer sich nicht entscheiden kann, auf welchem Sender er hängenbleiben soll, greift zum bewährten öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm. Da wird man zwar mit Tättä, Alaaf und Helau traktiert, aber das wirkt mitunter wie eine Schutzimpfung gegen den Straßenkarneval. Wer viel Glück hat, der stößt auf so Perlen wie die Kölner Stunksitzung – die habe ich mir gestern in voller Länge angesehen, wie ich hiermit schamvoll gestehe.
Für alle die, welche angesichts der derzeitigen Konjunkturkrise sparen, aber dennoch nicht auf einen dicken Kopf verzichten wollen, zum Schluss noch ein Geheimtipp. Das nass-kalte Wetter draußen ist die ideale Voraussetzung für eine fette Erkältung, die dann ganz ohne Alkohol zu einem Gefühl führt, dass einem heftigen Kater durchaus nicht unähnlich ist.
Eine Antwort
Hm, zu dieser Jahreszeit fällt mir nur eines ein: Überflüssig. Geschlossene Läden, verstopfte und dannach verschmutzte Straßen, auf fast allen Sendern das gleiche Programm mit einen immer gleichen Tusch zu unlustigen Witzen und Reden. Dannach haufen Krankschreibungen und Kopfkranken Menschen. Ich sehe darin keinen Sinn. Aber lass Sie machen…