Am hinter uns liegenden Wochenende haben sich Deutsche Bahn und die Gewerkschaften im Rahmen der Tarifverhandlungen geeinigt. Künftig gibt es 4,5 Prozent mehr Lohn und mindestens zwölf freie Wochenenden. Es wäre jetzt ein leichtes, die Verhandlungen als erfolgreich zu bezeichnen. Nur ist dann damit nicht geklärt, für wen die Verhandlungen erfolgreich waren. Es könnte gut sein, dass am Ende nur eine Gruppe Verlierer auf einem Bahnhof steht, bei dem der letzte Zug längst abgefahren ist.
Garantiert zu dieser Gruppe gehört der Bahnkunde, insbesondere die per Bannspruch an die Bahn gebundenen Pendler. Sie haben in den letzten Jahren gelernt, dass auf eine Lohnerhöhung bei der Bahn eine saftige Preiserhöhung folgt. Sicher, diesmal gab es nur einen halben Streiktag mit vergleichsweise wenigen Ausfällen. Dagegen wird so mancher noch seinen Enkeln vom Bahnstreik anno 2008 erzählen können – als die Autobahnen verstopft waren und so mancher ICE leer und pünktlich
ans Ziel brachte.
Auch die Angestellten der Bahn, die sich jetzt als Sieger fühlen, sollten wissen, dass dies nur ein Pyrussieg ist. Die Lohnerhöhung könnte, was naheliegend ist, auch als Schweigegeld gedacht sein, denn schliesslich umtost das Unternehmen ein Ausgewachsener Datenskandal. Ganze 173.000 Mitarbeiter sind, nennen wir es ruhig so, ausspioniert worden. Wie ein Fels in der Brandung trotz Konzernchef Mehdorn jeglicher Kritik und glaubt, auch diesmal wieder ungeschoren davon zu kommen. Möglich, dass er damit Recht hat. Die Zeche dafür werden auf Dauer seine Mitarbeiter zahlen.
Dem Bürger und Steuerzahler, sofern er sich noch nicht schaudernd abgewannt hat, wird letztendlich klar, warum die Züge immer so voll sind: für Reisende und Mitarbeiter fahren, im noch ungeklärten Verhältnis, Personen mit, deren Hauptaufgabe die Überwachung ist. Ein gesundes Misstrauen dem Sitznachbarn gegenüber ist also angebracht.