Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ob Bielefeld einer der ersten Modell-Bahnhöfe ist, ist bisher wohl nur Insidern bekannt. Fest steht dagegen, dass es im DB Reisezentrum seit ein paar Tagen keine Warteschlangen mehr gibt – was nicht daran liegt, dass die Bahn komplett auf Beratung und Verkauf verzichtet, auch wenn das wohl nur eine Frage der Zeit zu sein scheint.

Wer ins Reisezentrum geht, wundert sich erstmal. Einladend rote Sofa warten auf den Reisenden. Wer aber an einen Schalter stürmen möchte, wird von ebenfalls von roten Einweisern aufgefordert, sich ein Ticket zu ziehen. Das klingt erstmal komisch, da man das Reisezentrum ja genau aus dem Grund betreten hat, um ein Ticket zu kaufen. Aber es ist ein anderes Ticket gemeint, nämlich eins für die Bedienung am Schalter. Eine neue Hürde der Bürokratie.

Auf dem kleinen Schnipsel Papier steht dann eine Nummer, Datum und Uhrzeit sowie die Anzahl der Personen, die sich vor einem in das Reisezentrum verirrt und noch nicht wieder raus gefunden haben. War das alles? Nein, Es gibt noch einen dezenten Hinweis:

Wissen Sie schon, ob … ?
Siehe Rückseite!

Wer dann verwundert den Zettel umdreht (was ungünstig ist, da man in diesem Moment nicht mehr seine Nummer sieht), findet dort eine Liste von Fragen:

Bitte überlegen Sie folgende Punkte für Ihre Reise:

  • Wieviele Personen verreisen und ist eine BahnCard vorhanden?
  • Reisen Sie in der 1. Klasse?
  • Fahren Sie hin und zurück?
  • Sind Sie bezüglich Ihrer Reise zeitlich flexibel?
  • Möchten Sie eine Reservierung?
  • Nutzen Sie Ihre ec-Karte zur Bezahlung?

Abgesehen davon, dass derjenige, der alle Fragen beantworten könnte, wohl besser mit einem Automaten bedient wäre oder sich eh seine Karten über das Internet besorgt, werfen die Fragen ihrerseits wieder Fragen auf.

So besteht die erste Frage direkt aus einer doppelten Frage, die so nicht zu beantworten ist bzw. nicht eindeutig. Wenn jemand nicht alleine fährt, reicht dann das Vorhandensein einer einzigen BahnCard für alle Mitreisenden aus?

Die Frage nach der Klasse lässt sich dagegen einfach beantworten, wobei die Art der Fragestellung den Reisenden aber bei einem Nein offensichtlich zu einem Kunden 2. Klasse abstempelt.

Hin und wieder zurück bezieht sich nicht auf ein bekanntes Abenteuer, sondern eher auf das noch unbekannte, welches man selber mit Reiseantritt beginnt. Ob man wieder zurück möchte, darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort: So Gott will…

Wenn die Bahn, so wie in der vierten Frage, nach zeitlicher Flexibilität fragt, ist Vorsicht geboten. Möglicherweise ist dies bereits ein versteckter Hinweis auf unpünktliche Züge.

Sehr suspekt ist auch die Frage nach der ec-Karte. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf Sicherheitsrisiken. Als Kunde weiss man nie, was alles mit den Daten so passieren kann. Wer jegliches Risiko vermeiden will, zahlt am besten bar – oder fährt erst gar nicht mit der Bahn.

2 Kommentare

  1. Nein, ihr seid kein Model-Reisezentrum. Das war Ingolstadt. Die Sache wurde dort länger getestet und von den Reisenden sehr positiv aufgenommen. Die Wartezeiten haben sich dadurch auch etwas verkürzt, aber in erster Linie können die Reisenden ihre Wartezeit noch sinnvoll nutzen für kleine Einkäufe oder so. Die meist frequentierten Reisezentren in Deutschland sollen mit dem System ausgestattet werden. Hat die Bahn im übrigen vor 2 Wochen per Pressemitteilung angekündigt und erklärt. In den Reisezentren liegen auch Karten aus für eine Terminabsprache bei erhöhtem Beratungsbedarf.

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