Herr, wir stehen vor Dir, siebzig Jahre nach den Ereignissen in der Nacht vom 9. November. Wir haben für das, was geschehen ist, Worte gefunden. Aber Worte können es nicht fassen, auch nicht nach so langer Zeit. Eine Nacht, hell erleuchtet durch das Feuer brennender Synagogen, erfüllt mit der Angst derer, unsere Mitmenschen jüdischen Glaubens. Licht, dass tiefste Dunkelheit verkörpert.
Herr, wir stehen vor Dir mit all unseren Fragen, mit Ängsten und unserer Scham angesichts der Frage, was wir vor siebzig Jahren getan hätten. Wir suchen nach Antworten, wo es vielleicht keine geben wird. Das wenige, was wir tun können, ist nicht zu vergessen. Stärke uns den Rücken, damit auch wir stärken können. Lass nicht die Verzweiflung in unsere Herzen, sondern hilf uns, die Opfer in unserem Herzen zu bewahren und den Nachkommen unsere Nächstenliebe widerfahren zu lassen.