Es gab eine Zeit, da waren der Allgemeinheit Bioläden eher suspekt. Komisch Leute, die da einkauften, sagte man. Die Läden selber waren tatsächlich so. Aus grobem Holz gehauene Regale, Personal, dass seine Kleidung entweder selber gestrickt oder aus der Altkleidersammlung hatte. Neben subjektiv empfundenen höheren Preis roch es auch ganz objektiv irgendwie merkwürdig in den Läden. Eine undefinierbare Mischung aus Räucherstäbchen, ungespritzen, aber vergammelnden Obst und volkornbedingten Verdauungsstörungen. Wer dort einkaufen ging, war meist mit Jutetasche bewaffnet und kam zu Fuß, mit dem Fahrrad oder allenfalls mit einem alternativ angehaucht Wagen, der es gerade so durch den TÜV geschafft hatte.
Die Zeiten sind längst vorbei. Zwar gibt es hier und da noch solche Geschäfte, aber die meisten Bioläden sind zu Feinkosttempeln oder Supermärkten mit biologischen Angebot und leicht, aber nur leicht, esoterischen Angebot geworden. Selbst das Preisniveau sieht mittlerweile anders aus. Gerade bei den Biosupermärkten gibt es nicht wenige Artikel, die günstiger sind als konventionelle (Marken-)ware. Bedingt dadurch hat sich auch die Kundschaft verändert.
Längst wird mit Autos vorgefahren, die im günstigsten Fall früher mit Herablassung geerntet hätten – im schlimmsten Fall wäre sie von zufällig vorbeilaufenden Autonomen angezündet worden, von wegen scheiß Bonzen oder so ähnlich. Wer, wie früher, noch mit dem Fahrrad oder per Pedes kommt, wird von den anderen Kunden angesehen, als sei er einer der letzten Mohikaner, oder eben aus der Steinzeit übergeblieben. Ein spritschluckendes Geländewagenmonster scheint aus deren Blickwinkel kein Widerspruch zu einem Einkauf im Bioladen zu sein. Hauptsache, man tut sich selber was Gutes.
Fragt sich nur, ob sich dergleichen angesichts steigender Spritpreise wieder ändern wird. Ein Blick auf die Designerklamotten der Kunden lässt gibt wenig Anlass zur Hoffnung, denn die werden auh noch mit ihrem Porsche vorfahren, wenn der Liter Benzin 5 Euro kostet.