Wie es um die soziale Gerechtigkeit in Deutschland bestellt ist, darüber wurde vermutlich schon oft geschrieben – wobei im Grunde nicht oft Genug darüber geschrieben werden kann. Zumindest dann, wenn es noch Fälle wie die folgenden gibt.
Ein 18-jähriges Mädchen, welches bei ihrem Vater lebt, welcher Hartz-IV bekommt, arbeitet neben der Schule, um sich zumindest ab und an etwas gönnen zu können. Zumindest dachte sie, dass sie das können würde. Leider hat sie da falsch gedacht, denn von dem, was sie dazu verdient, kassiert der Staat alles wieder ein – dank Hartz IV. Ob sie also arbeiten oder nicht arbeiten würde, macht keinen Unterschied.
Arbeiten, ohne dafür Geld zu bekommen, geht auch noch anders. In einem mittelständischen Unternehmen irgendwo in Deutschland bleiben seit längerem schon die Lohnzahlungen regelmäßig aus. Dafür gönnt sich der Chef dann zusammen mit seiner Lebensgefährtin Wellnesswochenenden. Die Mitarbeiter können aber, zumindest solange sie nirgendwo anders einen Arbeitsplatz unmittelbar im Anschluss bekommen würden, nicht kündigen, denn die Agentur für Arbeit droht in diesem Fall mit einer Sperre. Nur wenn das Gehalt drei Monate oder länger ausbleibt, können die Mitarbeiter kündigen, ohne eine Sperre beim Arbeitslosengeld I zu riskieren. Da das der Chef weiß, zahlt er immer wieder mal kleinere Beträge aus, so dass diese magische Grenze nicht überschritten wird.
Was zeigen diese beiden Fälle? Das vor allem eins bei den gesamten Reformen offensichtlich verloren gegangen ist: der gesunde Menschenverstand. Regeln und Gesetze sind für Menschen gemacht, nicht umgekehrt.