Mit seinen reaktionären Forderungen ist der Bischof Mixa aus Augsburg bereits in der Vergangenheit aufgefallen. Das er durchaus das Zeug zu einem Wiederholungstäter hat, zeigt seine neuste Forderung. Er will, dass die christliche Schöpfungslehre in den Biologieunterricht aufgenommen wird. Also ehrlich, der Biologieunterricht hat was mit Wissenschaft und nicht mit Glauben. Wer aufgeklärt ist, glaubt weder, dass er Schwanger sei (sondern weiß es) noch hält er den Biss eines Storches für die Ursache der Schwangerschaft.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, Mixa sei von einem wilden Affen gebissen worden, was dann seine kruden Ideen erklären würde. Wie dem auch sei. Die bisherige Festlegung des Biologieunterrichts allein auf die Evolutionstheorie habe, so Mixa, „etwas Totalitäres”. Komisch, dass eine solche Formulierung ausgerechnet aus dem Mund eines erzkonservativen, rückwärts gewandten katholischen Bischof kommt.
Erschaudern lässt, dass Mixa nicht alleine steht, sondern mit seiner Forderung nur die hessische Kultusministerin Karin Wolff flankiert. Ds die aus der CDU stammt, muss nicht extra erwähnt werden. Ist es nicht erstaunlich, welche merkwürdiges Bild die Union derzeit bietet? Ein Sicherheits-Abroller als Innenminister, eine Kreationistin in der hessischen Landesregierung, eine Bundeskanzlerin mit Richtlinienkompetenz, von der sie keinen Gebrauch macht und dann auch noch, wie die Süddeutsche Zeitung gestern berichtet, sich jung fühlende Mandatsträger aus CDU und CSU, die sich zu so einer Art Geheimbund zusammengeschlossne haben und sich als schwarze Jedi-Ritter, Bewahre der deutschen Kultur, betrachten.
Aber auch da liegt wieder ein Irrtum vor. Schwarz ist falsch. Es müsste „dunkel” heißen. Und sind nicht Jedi, sondern Sith – was auch wesentlich besser zur Union passen würden, allein schon im Hinblick auf Wolfgang Schäuble. Je länger man darüber nachdenkt, desto ähnlicher wird er Senator Palpatin.
Zurück aber zum Mixa. Wie jemand ernsthaft so was fordern kann, ist mir ein echtes Rätsel. Vielleicht wäre es besser, wenn er in die USA auswandern würde. Dort würde er sich bei den Kreationisten ziemlich wohl fühlen. Oder auch nicht, denn die sind mit einem Makel behaftet: sie gehören nicht der katholischen Kirche an, sondern nur irgendwelchen Glaubensgemeinschaften. Mit Katholizismus haben die wenig zu tun.
11 Kommentare
Da lief doch erst gestern eine Simpsonsfolge mit selbigem Thema. Letztendlich wurde dann doch noch der Beweis erbracht, dass Darvin Recht hatte, da Homer sich beim Versuch eine Flasche Bier zu öffnen, wie ein Affe verhält und die Schöpfungstheorie somit widerlegt wurde. ;)
… ich würde es begrüßen, wenn im Religionsunterricht auf die Möglichkeit hingewiesen würde, dass Darwin da auch ne ganz flotte Theorie hat…
Das Unterschlagen der Biologie im Reigionsunterricht hat für mich so was … Totalitäres!
JBJ
Ich wäre ja dafür, dass Microsoft jetzt auch Mac OS X anbieten muss – ständig nur das eigene Betriebssystem, das hat schließlich auch was totalitäres…
;-)
@tboley: aber bitte niemals umgekehrt !!
da bin ich gerne mal totalitär :-)
bei der gelegenheit, was macht eigentlich die kirchengeschichte aus bielefeld ?
Tja, da ist momentan Waffenstillstand. Das Dixie-Klo ist verschwunden, der Strom ist wieder da und die Turmuhr geht. Es ist eine Nutzung der „Räumlichkeiten“ durch die Bürgerinitiative bis September vereinbart. Was dann passiert, steht noch in den Sternen.
Ich kann da zum Thema nur immer wieder folgendes Buch empfehlen, ich habe beim Lesen (als katholisch aufgewachsener Atheist) Tränen gelacht:
Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters
[http://www.amazon.de/Das-Evangelium-Fliegenden-Spaghettimonsters-Manhattan/dp/3442546281]
Wirklich etwas, daß man im Sommer nett im Park oder am Strand genießen kann.
Wobei ich zur englischen Originalausgabe greifen würde, erleichtert einem gleich das Streitgespräch mit unseren kreationistischen Freunden aus den USA ;-)
Und wenn jemand fragt, welchem Glauben man angehört, gibt es nur eine Antwort: Ich bin Jünger des Fliegenden Spaghettimonsters!!!
Ich denke, man darf darüber herzlich lachen. Frau Wolff wird mit ihrer Forderung spätestens am Bundesvervassungsgericht scheitern, wo ihr Anliegen nämlich landen wird, sobald sie versucht das umzusetzen. Biologie ist nunmal eine Naturwissenschaft und beinhaltet nur Erkenntnisse, die auf falsifizierbaren Theorien beruhen, d.h. es besteht die Möglichkeit den bisherigen Wissensstand durch neue Erkenntnisse abzuändern. Das geht beim Schöpfungsmythos nicht, womit er ebenso wie der gerne beigefügte kreationistische Überbau von vornherein unwissenschaftlich ist und das auch bleiben wird. Statt dessen darf der Schöpfungsmythos eben in seinem eigenen Fach, nämlich Religionslehre, seinen Platz haben. Da belästigt er dann auch nicht die Menschen, die mit dem Christentum nichts am Hut haben und die Trennung von Staat und Religion bleibt gewahrt.
Man sollte also nicht gleich das Schlimmste befürchten, nur weil eine Landespolitikerin ihre Hausaufgaben nicht versteht und nun mit ihrer völlig falschen Antwort in der Klasse unangenehm auffällt…
@Matthias: Natur-„wissenschaft“ vs. Relgions-„lehre“ ist dann doch etwas unterkomplex.
Natürlich ist auch Theologie eine Wissenschaft (genau wie Germanistik etc.). Kreationismus aber selbstverständlich nicht, weil man dort die falschen (naturwissenschaftlichen) Kategorien an die die Quellen anlegt.
Da sich der Kreationismus als naturwissenschaftlich tarnt, muss man ihn auch unter diesem Gesichtspunkt beurteilen. Und nach naturwissenschaftlichen Maßstäben ist der Kreationismus eine Pseudowissenschaft.
P.S.: Chris, die betreffenden Schulfächer heißen „Biologie“ und „Religionslehre“, auf die ich mich beziehe.
@Chris:
sorry, wenn es jetzt zu Knatsch kommt, aber in meiner Ausbildung definierte sich ‚Wissenschaft‘ dadurch, dass Ergebnisse replizierbar waren. Es muss ja nicht mal ’sichtbar‘ gewesen sein – Moleküle können verdammt klein sein! – aber dasselbe Resultat war unter denselben Grundbedingungen replizierbar gleich.
Wunder sind doch eher Einzigartiger Natur, und eine Dauerhotline zur göttlichen Entität mit gleichen Antworten zur gleichen Frage gibt es anscheinend auch nicht…
… insofern: die Grundvorraussetzung der Replizierbarkeit ist NICHT gegben (ebensowenig wie bei der Psychologie, wo 47 Psycholgogen 48 Theorien haben, von denen 49 stimmen! – ich weiß, wovon ich rede!), daher kann ich Theologie – abgesehen vom Wortstamm ‚logos‘ NICHT als Wissenschaft akzeptieren… aber das ist rein subjektiv…
JBJ