Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Verleihung des diesjährigen Grimme Online Awards und der heftigen Diskussion pikanter Details in der Blogspähre wird der Verdacht erhärtet, dass nicht wieder eine Sau durchs Dorf getrieben wird, sondern dass mittlerweile die Schweine das Dorf besetzt haben. Gesetzt den Fall, bei der Nominierung und Preisverleihung wäre es tatsächlich nicht mit rechten Dingen zugegangen: Who cares? Ist das wirklich so wichtig? Oder es es nicht so, dass die Jury damit letztendlich nur den Preis entwertet und dafür sorgt, dass er sich auf den Weg nach unten in die Bedeutungslosigkeit macht, bis er eine besser Siegestrophäe auf dem Hintertupfinger Schützenfest ist?
Preisverleihung hin oder her, es gibt wahrlich wichtigere Themen in diesen Tagen. Nach der Eventveranstaltung in Heiligendamm scheint sich wieder die allgemeine Politikmüdigkeit breit zu machen. Was bleibt, ist die ewig gleiche Nabelschau, verbunden mit Blindheit.
Wie sonst wäre es zu erklären, dass in einem der „A-Blogs” über die nahezu völlige Freigabe der Ladenöffnungszeiten in Bremen euphorisch berichtet und die praktische Umsetzung in einem Supermarkt in den Kommentaren als Sieg der Freiheit gefeiert wird? Die Folgen, die eine Freigabe der Ladenöffnungszeit mit sich bringt, werden höflich verschwiegen. Dabei es längst belegt, dass die ständige Ausweitung der Öffnungszeiten keine Arbeitsplätze schaffen. Seit der Einführung des so genannten Dienstleistungsdonnerstags haben sich die Arbeitsbedingungen der Menschen, die im Verkauf arbeiten, nicht verbessert.
Allerdings gibt es auch blogspetifisches, dass zu einem gesamtgesellschaftlichen Aufschrei führen müsste. Wenn jemand wie Stephan Holthoff-Pförtner, Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft (ihr gehört die Hälfte der WAZ Mediengruppe) ,von sich gibt
Blogger verdienen nach meiner Ansicht nicht den Schutz des Artikel 5.
dann ist mehr als nur bedenklich. Spricht da die Angst des Zeitungsmannes vor der Konkurrenz? Das im Grundgesetzt verankerte Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern, gilt für alle – unabhängig ob sie Journalisten, „Blogger” oder einfache Bürger sind. Wer meint, dass anders zu sehen, verhält sich demokratiefeindlich und ist ein Fall für den Verfassungsschutz.
3 Kommentare
Ich nehme ja an, der Mann meinte eigentlich nur die „Gewährleistung der Berichterstattung durch Presse und Rundfunk“. Aber als Journalist ist es nunmal schwierig, sich klar auszudrücken. Er kann ja nicht ahnen, dass ihm jemand zuhört und dann auch noch im Grundgesetz nachschaut.