Es wäre schön gewesen, wenn während meines Irland-Urrlaubs die Situation um die Besetzung der Paul-Gerhard-Kirche zumindest unverändert geblieben wäre (mit einer positiven Entwicklung rechne ich schon gar nicht mehr). Bedauerlicherweise ist es aber schlimmer geworden, viel schlimmer.
Zunehmend scheinen die Kritiker der Besetzung die Argumente auszugehen. Statt eine sachliche Diskussion sind sie darum bemüht, die Bürgerinitiative in das denkbar schlechteste Licht zu rücken. Selbst Menschen, die allenfalls nur oberflächliches Wissen um die Details der Kirchenbesetzung haben, mischen sich mit vollmundigen Vorwürfen gegen die Besetzer ein. Selbst aus dem fernen Siegen gibt es Unterstützung für den Verkauf.
Immer wieder gerne vergessen wird dabei, dass es sich bei den Besetzern nicht um Antisemiten handelt. Es geht der Bürgerinitiative nicht darum, den Verkauf an eine jüdische Gemeinde zu verhindern, sondern den Verkauf insgesamt zu verhindern. Insofern sind all die Worte, die eine historische Chance beschwören wollen, die zur Solidarität aufrufen völlig bedeutungslos. Um es mal in einem anderen Licht zu betrachten: Es ist geradezu pervers, dass ein Konflikt innerhalb der evangelischen Kirche offenbar nicht anders gelöst werden kann, als das sich der jüdischen Kultusgemeinde bedient wird.
Hier werden Opfer erneut Opfer, da es primär nicht um die überstrapazierte historische Chance geht, sondern nur darum, Machtinteressen durchzusetzen. Wenn es anders wäre, würde die Amtskirche, würde gerade auch die Superintendentin Burg versuchen, die beiden Ebenen voneinander zu trennen – allein deshalb schon, um eine faire Diskussion zu ermöglich. So wie es jetzt aussieht, wird der Vorwurf des Antisemitismus als Waffe verwendet. Wer nicht entschieden dafür eintritt, diese Waffe aus dem Verkehr zu ziehen, macht sich mitschuldig an einer Eskalation.
Gerüchten zu Folge soll es auch hinter der Bühne zu sehr unschönen Szenen gekommen sein. mehrfach ist davon zu hören, dass kircheninterne Kritiker des Verkaufes regelrecht mundtot gemacht werden – teilweise sogar unter Androhung einer Pensionskürzung. Sollte das wirklich stimmen, so wäre zu fragen, ob das Label „christlich” noch seine ursprüngliche Gültigkeit hat.