Über die Wichtigkeit von validen (X)HTML-Dokumenten, über Barrierefreiheit und Webstandards ist viel geschrieben worden. Generell ist daher die von Felix, Benijamino und jowra ins Leben gerufenen Projekt CSSneustart zu begrüßen.
In der beruflichen Praxis gibt es aber manchmal Kundenanforderungen, die zumindest einen tiefen Griff in die Kiste mit dem Aufkleber „Dirty Tricks” verlangen. Manchmal stellt sich einfach auch die Frage, ob sich die Einhaltung von Webstandards in einem Projekt auch rechnet. Bevor jetzt ein Aufschrei durch Blogersdorf geht, sollte ich das besser präziser fassen.
Eine XHTML-strict konforme Seite zu erzeugen, stellt kein Problem da. Ebenso wenig der Verzicht auf Tabellen als Layoutraster (selbstverständlich sind Tabellen an sich nicht böse und haben dort ihre Berechtigung, wo sie tabellarisch Datensätze zusammenfassen. Eine CSS-Datei für den Druck hinzubekommen, ist auch keine wirkliche Hürde.
Schwerer ist aber dann, die Styleeinstellungen für die Website browserübergreifend sicher zu machen. Noch immer gibt es zahlreiche Stolpersteine – gerade der Internet Explorer ist längst noch nicht so weit, als das er Standardkonform wäre. Zur Ehrenrettung des IE sei gesagt, dass dies auch in Teilen für den Mac OS X Browser Safari gilt.
Der Einsatz von Hacks führt dann dazu, dass die CSS-Datei zwar funktionsfähig, aber nicht mehr valide ist. Browserweichen in welcher Form auch immer sind im Prinzip ein gute Idee, führen aber nicht selten dazu, dass die damit verbundenen Redundanz bei Änderungen am Design auch sehr tückisch sein kein, wenn die Stylesheets nicht immer peinlichst genau gepflegt werden.
Der Aussage von Felix
Modernes Webdesign und das Verständnis für Webstandards und Barrierefreiheit sind in Deutschland noch nicht besonders weit verbreitet.
kann ich daher nicht zustimmen. Ich denke, dass die Bedeutung von Webstandards und Barrierefreiheit sehr wohl in Deutschland bei denen verbreitet sind, die sich professionell auf die eine oder andere Art mit Webdesign und Webentwicklung beschäftigen. Woran es aber sehr wohl mangelt, ist die Sensibilsierung für dieses Thema auf bei Kunden und den so genannten Endverbrauchern. Da besteht noch ein erhebliches Verständnisdefizit. Wenn Webdesign, Webstandards und Barrierefreiheit die Zeichen einer höheren Qualität einer Website sind, dann fehlt es derzeit einfach am Verständnis, dass Qualität auch entsprechend kostet.
Solange die Bereitschaft fehlt, führ Qualität auch mehr zu zahlen, bedeutet dies für diejenigen, die sich aus beruflichen Gründen mit Webdesign beschäftigen, immer einen Balanceakt zwischen Kosten und Anspruch.
Zu hoffen bleibt daher, dass CSSneustart zu einem Stein des Anstoßes wird – in dem Sinne, dass damit ein Prozess des Umdenkens angestoßen wird.