Nach wie vor ist die Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld von der Bürgerbewegung besetzt. Der Gedenkgottesdienst am vergangene Sonntag war mehr als gut besucht. Sogar aus Nachbargemeinden kamen Gläubige aus Solidarität. Bisher habe ich es noch nicht geschafft, den Pressespiegel für mich persönlich durchzuarbeiten – nur grob überflogen bin ich ihn gestern Abend noch.
Eine eindeutige Tendenz für ein bestimmtes Lager ist in der Lokalpresse nicht zu erkennen. Die Redakteure sind um Neutralität bemüht. Wobei es in der Sache klar sein dürfte, dass, so der Vorsitzende der Bürgerinitiative Hermann E. Geller, nur Verlierer geben wird. Gegen ihn und die Mitbesetzer wurde mittlerweile sogar Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt. Laut Herrn Geller dürfte diese aber kein Bestand haben, da es sich um eine innerkirchliche Angelegenheit handelt.
Ich stelle mir mittlerweile die Frage, was Jesus dazu gesagt hätte. Vermutlich vor allem erstmal eins: Gott wohnt in den Herzen den Menschen und nicht in einer Kirche, einem Gebäude. Aus dieser Perspektive heraus sollte einen der Verkauf kalt lassen. Auf der anderen Seite aber geht es um Machtdurchsetzung einer Funktionärskirche, der Streckenweise der Glaube schon vor langer Zeit abhanden gekommen ist, die sogar ihr Kirchenheil in einer Unternehmensberatung wie McKinsey zu finden hofft.
Für so eine Kirche steht offensichtlich nicht mehr der Mensch oder Gott im Mittelpunkt, sondern nur der eigene Machterhalt. Die Besetzung der Paul-Gerhardt-Kirche hält den Trägern der Kirchenmacht einen Spiegel vors Gesicht. Je massiver sie gegen die Bürgerbewegung vorgehen werden, desto hässlicher wird die Fratze sein, die ihnen aus diesem Spiegel entgegenblickt.
Würde aber Jesus sich auf die Seite der Bürgerbewegung schlagen?