Immer wieder macht sich der eine oder andere Journalist die (vergebliche) Mühe und schreibt über die Blogger. Zunächst einmal: Die Blogger gibt es genauso wenig wie die Journalisten. Jedes Blog ist anders.
Es stellt sich auch die Frage, was uns als Blogger den so besonders macht. Das wir schreiben? Sicher ist es doch so, dass uns in der Schule lesen und schreiben nicht nur deshalb beigebracht wurde, damit wir Steuererklärungen ausfüllen und Kaufverträge unterschreiben können. Schreiben ist Teil unserer Kultur. Soweit mir bekannt ist, gibt es kein Monopol, keine Exklusivrecht, dass besagen würden, nur anerkannte Autoren und ausgebildete Journalisten dürften schreiben.
Jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung – auch in der Schriftform.
Blogs werden zu Unrecht immer wieder auf persönliche Tagebücher reduziert. Selbst bei den Blogs, wo das zutreffen mag, sind sie dennoch weit aus mehr. Mit einem Blog schafft sich der Schreiber ein zusätzliche (online) Identität, welche identisch mit seiner anderen Identität sein kann, aber nicht sein muss.
Oder um es anders auszudrücken: Blogs sind ein Stück Cyberpunk – einspeisen einer Persönlichkeitsmatrix in ein weltumspannendes Netzwerk. Sind sie das wirklich? Zumindest der Gedanke ist interessant.
Fest steht auf jeden Fall, dass Blogger dabei sind, den kulturellen Raum zurück zu erobern, der schon viel zu lange von tradierten schreibenden Zünfte für sich in Anspruch genommen wird.
Nachvollziehbar, dass dieser Vorgang für Irritationen, ja sogar zu Widerstand führt. Kampflos dem schreibenden Fußvolk Platz machen? Auf keinen Fall! Daher werden dann Pamphlet veröffentlich und an Hand von ausgewählten Beispielen Blogs auf einen lächerlichen Kern reduziert, der dann konservativen Lesern und Kollegen zum Fraß vorgeworfen wird.
Das ist weder besonders nett noch ein angemessener Umgang miteinander. Genauso unangebracht ist es, wenn Journalisten von ihren Chefs dazu gezwungen werden, selber in einem Blog zu schreiben, um den da unten mal zu zeigen, wie schreiben richtig geht.
Wenn es so was wie einen Wunsch von mir für das neue Jahr gibt, dann den, dass in den nächsten Monaten endlich damit aufgehört wird, Fronten aufzubauen. Lasst uns einfach schreiben, bzw. bloggen und wir lassen euch dann auch einfach eure gut recherchierten Artikel schreiben. Und, liebe Journalisten, seit uns nicht böse, wenn der eine oder die andere von uns auch mal einen gut recherchierten Artikel schreibt. Letztendlich ziehen wir, auch wenn sich das auf den ersten Blick nicht so offenbart, alle am gleichen Strang. Wir verführen zum lesen, zum Nachdenken und bereichern unsere Kultur – auch durch triviale Beiträge.
4 Kommentare
Zwar ein wenig Off-Topic aber wollt ma schnell nen guten Rutsch wünschen! Freu mich schon auf Deine Beiträge im neuen Jahr! Gruß
Michael
Hallo, interessante Sichtweise, wie kommst du darauf oder ein wenig direkter, welcher Artikel hat dich so genervt :-)?
@Joerg:Es grummelt schon länger vor sich hin bei mir. Auslöser war das hier.
ach wie nett :-)- ich bin auch schon länger mit einem artikel über dieses thema beschäftigt, die umgebung macht es einem ja leicht diese thematik aufzugreifen ! danke !