Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nach der Einstellung des Verfahrens gegen die „Mannesmänner” wendet sich Volkes Interesse dem nächsten größeren Skandal zu. Auf der Prozessspeisekarte stehen die Manager des Geldtransportunternehmens Heros, denen unter anderem vorgeworfen wird, Kundengelder im großen Stil veruntreut zu haben.

Völlig objektiv (soweit das in einem Blog möglich ist) sei erstmal festgehalten, dass es ein ganz großes „Pfui” ist, wenn jemand ihm anvertrautes Geld veruntreut. Ich meine, dazu würde auch was in der Bibel stehe – einschließlich praktischer Ratschläge, was mit dem Sündern zu tun sein. Leitfäden zur Rechtssprechung in solchen Fällen dürften wohl auch in den maßgeblichen Texten anderer Religionen zu finden sein.

Wer immer aber härter Strafe für die „Helden” fordert, der sollte sich eins klar machen: bei konsequenter Anwendung müssten viel Führungskräfte künftig ohne Hände zurecht kommen. Aber wir wollen nicht gleich alle über einen Kamm scheren. Bei aller Unsympathie für Ackermann ist ihm doch zumindest Eins positiv anzurechnen. Er hat sich nie persönlich an Kundengeldern in der Form bereichert wie die Manager von Heros. So blöd, abends mit einem Sack voll Geld aus dem Büro zu schleichen, ist er nicht.

Anders sieht es beim Personal von Heros aus. Ausgestattet mit einer gewissen Bauernschläue hat der Firmengründe mit Geschick, vor allem aber wohl Glück, ein Geldtransportunternehmen aufgebaut. Fachliches Wissen konnte er nicht mit in die Firma einbringen. Das sich die Firmenleitung bei den Kosten verkalkuliert und deutlich unter dem Deckungsbeitrag ihre Leistungen auf dem Markt angeboten hat, könnte auch darin ihren Ursprung haben.

Wir wollen aber nicht ungerecht sein und alles an der fachlichen Eignung aufhängen. Schließlich müssen sich vor Gericht noch andere Köpfe verantworten, die durchaus in der Lage hätten sein müssen, die Unwirtschaftlichkeit des Unternehmens rechtzeitig zu erkennen. Letztendlich ist das aber nur eine Seite der Medalie, denn es wurden nicht nur Kundengelder veruntreut um Finanzlöcher zu stopfen, sondern auch, um sich selber einen großspurigen Lebensstiel zu gönnen.

Kommen wir wieder zurück zu Ackermann und Co. Ob er verdient, was er bekommt, oder aber bekommt, was er verdient (Beobachter des zurückliegenden Verfahrens werden dies wohl bestreiten), ist völlig unerheblich. Er hat kein Geld von Kunden veruntreut und sich nicht persönlich bereichert. Die Bonuszahlungen unter anderem an Klaus Esser mögen ungerechtfertigt oder überzogen gewesen sein, aber sie haben sich in einem rechtlichen Rahmen bewegt. Allein die Höhe der Summen ist es wohl, die Volkes Zorn verursacht.

An dieser Stelle ist es interessant auf das vorherrschenden Meinungsbild im Heros-Prozess zu schauen. Die Berichterstattung in den Medien findet nicht an herausragender Stelle statt, sondern eher am Rande. Es ist auch gut vorstellbar, dass den Beschuldigten eine gewisse Sympathie entgegenschlägt. Schließlich, so könnten angeführt werden, haben die Heros-Manager von den Reichen genommen (aber im Gegensatz zu Robin Hood es nicht den Armen gegeben). So könnte Firmen-Chef Karl-Heinz Weis schon fast den Status „Held der Arbeiterklasse” erlangen.

Aber nur fast. Den ob jemand Reiche, Arme oder das System beklaut, so bleibt es doch letztendlich Diebstahl – völlig unabhängig

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