In einer der Mond- und hoffnungslosen Nächte kurz vor Beginn des Herbstes in Deutschland irrte eine nicht mehr ganz junge Frau durch das Berliner Regierungsviertel.
Der ganze Stress im letzten Jahr war ihr einfach zu viel geworden. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, so mochte sie keiner mehr. Ihre Versuche, als Videostar die Herzen der Menschen zu erobern, gingen im Sturm der Kritik unter. Andere Formen der Freizügigkeit gab ihr in die Jahre gekommener Körper nicht mehr her.
Während sie sich in ihren düsteren Gedanken verlor, brannte im Kanzleramt noch Licht. Eine verblassende Leuchtkraft im Vergleich zum sozialen Feuersturm, der über das Land fegte.
Verhungernde Witwen ernährten sich von der Asche ihrer Verstorbenen, was für die sich ins Ausland abgesetzten Verantwortlichen keine Rolle spielte. Zumindest einer, sich dumm anstellender Hinterbänkler, wurde mit den letzten Resten der Rentenkasse an der Grenze verhaftet.
Von all dem bekam die einsame Frau in Berlin nichts mehr mit. Die Überdosis Schlaftabletten fing zu wirken an. Am nächsten Tag war eine große Anzeige in der Zeitung zu lesen: „Neuer Hoffnungsträger gesucht”
Die Frau selber wurde nicht mal von ihrem Mann vermisst.
2 Kommentare
Klingt nicht gerade hoffnungsfroh?! – passt aber zum Regen ;-)
Na ja, wenn die Frau tatsächlich in den nächsten Wochen verschwinden würde, wäre Hoffnung wieder möglich :-)