Zum Thema Grass der vorerst letzte Beitrag von mir zum Thema. Es gibt wirklich Wichtigeres. Auf den Punkt bringen dass Eva Menasse und Michael Kumnpfmüller in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, der den treffen Titel trägt „Wider der intellektuellen Gerontokratie – Ein Plädoyer für weniger Grass und mehr Nahost in der Debatte”
Bitte keine Geständnisse mehr! Gibt es keine anderen Themen? Wo sind die Stimmen zu den aktuellen Fragen von Politik und Moral? Es wird Zeit, dass dieses Land sich endlich aus den Selbstbespiegelungen seines zwiebelhautengen NS-Diskurses befreit, dass man den Blick von der eigenen Nabelregion ab- und der Welt zuwendet.
Das erfasst den Kern der ganzen Sache. Wenn ich mir das Medienrauschen der letzte Tage ansehe, dazu noch das Flüstern im Wald vom Kleinbloggersdorf, dann gab es zumindest in Deutschland wesentlich mehr Resonanz zu Grass als zum Libanon. Das sollte eigentlich betroffen machen.
3 Kommentare
@Intellektuelles Kommentargeflatter… Menasse-Kumpfmüller,SZ_16.8.06:
Die Autoren des artikels auf sueddeutsche.de benutzen die Grass-Debatte, um ihren Frust an der Nahostkriegs-Kritik auszudrücken. Dabei unterlaufen ihnen gleich mehrere Denkfehler:
a) Eine politische Position ist nicht dadurch entwertet, dass ein anderer sie teilt.
(> Demonstrationen)
b) Die Kritik am Vorgehen Israels im Nahostkonflikt wird in Deutschland von allen Generationen geteilt ( > Feindbild ’68er-Pazifismus‘)
c) „Eine politische Haltung wäre, darüber nachzudenken“, ob man aus falsch verstandener Solidarität den (nächsten) Krieg (Iran) befürworten muss.
d) „Angesichts der immergleichen Reflexe, der immergleichen Debatten und Protagonisten bleibt für die Jüngeren in diesem Land kein Platz“ – Wenn sich die Autoren von ihrer Enttäuschung erholt haben: Vielleicht merken sie dann, dass sie zumindest in der Zeitung ziemlich viel Platz benutzt und eigentlich wenig Neues erzählt haben.
Ich denke nicht, dass es den Autoren um Frust an dem Nahostkriegs-Kritik geht. Es ist einfach ein Fingerzeig auf eine Diskussion, die unserer Aufmerksamkeit mehr bedarf als ein Schriftsteller am Ende seines Erfolges.
Die Debatte um Grass lässt sich mit einem klassischen Ausspruch charakterisieren: „Ecce homo!“
Er ist nur ein Mensch, kein Säulenheiliger, für den er von einigen immer gehalten wurde.
Darüber hinaus: Völlig frei von einer Wertedebatte halte ich die Bücher von Grass nicht für literarisch wert- oder anspruchsvoll. Es ist eher eine ermüdende Litanei, mit häufig sehr gleichen Themen, die sich durch seingesamtes Werk zieht. Sicher, es gibt Höhepunkte. Aber im Allgemeinen wird Grass vom literarischen Standpunkt aus deutlich überschätzt.