Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Anfang der Woche wurden in zwei Regionalzügen in Nordrhein-Westfalen Bomben gefunden. Richtige Bomben, keine Attrappen. Einer der Züge war der NRW-Express, mit dem ich auch früher häufig zur Arbeit gependelt bin. Das hinterlässt auch mit Abstand ein mulmiges Gefühl.

Wobei wir bisher in Deutschland was Bomben in Zügen angeht, sehr glimpflich davon gekommen sind – vor allem in Anbetracht der Offenheit des Verkehrsmittels Bahn. Wer viel mit Zügen unterwegs ist, wird sich bestimmt schon mal Gedanken über die Sicherheit gemacht habe.

Mit einigen anderen der Pendler hatte ich damals auch darüber spekuliert, an welcher Stelle Deutschland am empfindlichsten und leichtesten zu treffen sei. Die Züge, mit denen wir selber unterwegs waren, erschienen uns als ideales Ziel potentieller Terroristen. Ein Kontrolle des Gepäcks findet nicht satt. Gerade wenn morgens die die Wagons voller müder Menschen sind, fällt ein herrenloser Koffer nicht auf.

Das tatsächlich mal Bomben aufgetaucht sind, war daher wohl nur eine Frage der Zeit. Zum Glück ist nichts passiert. Deutschland ist also noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Gerade deshalb aber sollte der noch anhaltende Schock dazu genutzt werden, dass Sicherheitskonzept für Bahnhöfe und Züge zu überdenken.

Ein totale Überwachung dabei ist aber weder sinnvoll noch praktikabel. Ich bin auch weit davon entfernt, hier ein einfaches Patentrezept vorstellen zu können. Lediglich ein paar Gedanken sind es, die ich am Rand notieren kann.

In vielen Fernverkehrszügen gibt es zum Beispiel Münzschließfächer für das Gepäck. Es sollte geprüft werden, ob diese tatsächlich in der Form notwendig sind. Aus meiner Sicht sind sie die größte Bedrohung der Sicherheit, denn wenn eine Kofferbombe dort deponiert wird, fällt sie nicht wie die herrenlosen Koffer in den Regionalzügen am Wochenanfang auf.

Gepäckstücke, die im Flugverkehr transportiert werden, sind mit einer Anhänger gekennzeichnet. Ähnliches gilt für Fahrräder, die mit der Bahn transportiert werden. Für sie ist extra eine Fahrkarte zu lösen, die als
Banderole sichtbar an dem Rad angebracht wird.

Es wäre mit wendig Aufwand verbunden, wenn mit dem Kauf einer Fahrkarte solche Banderolen für Gepäckstücke ausgegeben würden. Diese müssten dann an die eigenen Gepäckstücke angebracht werden. Dadurch ist ihre Zugehörigkeit zu einem bestimmten Reisenden feststellbar. Koffer, Rucksäcke und ähnliches ohne Banderole fallen sofort auf.

Zusätzlich wäre es auch gut, Fahrkarten zu personalisieren. Datenschutz ist nicht unwichtig, aber in Einzelfällen muss genau abgewogen werden, was uns die Sicherheit wert ist, ohne dabei wie Bundesinnenminister Schäuble den Bogen zu überspannen.

Auf jeden Fall sollte ein Kurswechsel jetzt beginnen, bevor es möglicherweise zu spät ist und die erste scharfe Bombe in einem Zug irgendwo in Deutschland explodiert.

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