Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen hat mit der Vorstellung der neusten Krankenstatistiken auch gleich den europäischen Sieger im Durchhalten vorgestellt: die deutschen Arbeitnehmer. Was zunächst unglaublich klingt, lässt sich aber auf einfache Weise erklären.
Während die Bundesrepublik noch vor einigen Jahren als Paradies für Blaumacher galt, weht mittlerweile der Wind der sozialen Kälte durchs Land. Wer Angst vor dem Verlust seines Arbeitsplatzes hat, der schleppt sich auch mit Grippe und Fieber ins Büro. Schwere Krankheiten bedeuten nicht, mit einem Bein im Grab zu stehen, sondern schon fast mit beiden Beinen in der Schlange vorm Arbeitsamt (neudeutsch: Agentur für Arbeit).
Zugegeben, allein daß reicht noch nicht aus, um den niedrigen Krankenstand bei den Arbeitnehmer zu erklären. Es muß noch weitere Ursachen dafür geben. Die Betrachtung dessen, welche Gruppe von Arbeitnehmern überwiegend anfälliger für gesundheitliche Probleme ist, zeigt einen anderen unschönen Trend in der Arbeitswelt.
Statistisch gesehen nimmt mit der Erfahrung (oder auch Lebensalter) leider auch die Anfälligkeit für Krankheiten zu. Wer dagegen jung ist, ist nicht nur willig und billig, sondern auch frei von gesundheitlichen Problemen. Auffälligerweise leisten sich viele Unternehmer nicht den Luxus der Erfahrung, sondern trennen sich frühzeitig von ihren älteren Arbeitnehmer. Wenn diese dann arbeitslos und krank sind, belasten sie weder ihren früheren Arbeitgeber noch die Krankenstatistik.
Wenn also die neusten Zahlen auf den ersten Blick so positiv aussehen, dann liegt das zum größten Teil an Angst und Jugendwahn. Das sind aber keine guten Fundamente, auf denen sich eine Gesellschaft stützen sollte, denn in Wahrheit sind es gefährliche Krankheitserreger, die die Gesundheit einer Gesellschaft auf Dauer im höchsten Maße gefährden.