So. Susanne Osthoff ist wieder frei. Erwartungsgemäß verhält sie sich nicht so, wie die Yellowpress erhofft hatte und kehrt als reuige Sünderin heim nach Deutschland, um dort zahlreich Interviews zu geben. Sie bleibt lieber wo sie ist, denn für sie ist Arabien ihre Heimat.
Das sie nicht nach Deutschland zurück will, lässt sich gut nachvollziehen, denn niemand würde freiwillig in ein von Merkel regiertes Deutschland zurückkehren wollen. Aber Spaß beiseite. Frau Osthoff hat ihre Gründe, auch wenn der Einzelne diese nicht nachvollziehen will. Sie hat auch mit ihre Familie gebrochen und nimmt nach wie vor keinen Kontakt zu ihrer Mutter oder ihren Geschwistern auf. Auch dafür wird es sicher gute Gründe geben. In Deutschland gibt es eine Menge Menschen die aus verschiedenen Gründen mit ihrer Familie nichtsmehr zu tun haben wollen. Vor allem sind das private Gründe, die die Öffentlichkeit nichts angehen.
Es steht Susanne Osthoff daher zu, sich Interviews ebenso zu verweigern wie einer Aussöhnung mit ihrer Familie. Nüchtern betrachtet können sich weder Mutter noch Schwester die Zuneigung ihrer Schwester „erkaufen”. Egal wie sehr sie sich auch eingesetzt haben für die Freilassung ihrer Schwester, ein Anspruch entsteht dadurch nicht.
Komplizierter wird die Sache in Bezug auf den Staat. Für die Freilassung von Susanne Osthoff haben viele Menschen über drei Wochen rund um die Uhr gearbeitet. Draus könnte ein Anspruch auf die Rückkehr von Frau Osthoff nach Deutschland abgeleitet werden. Auch eine Verhaltensänderung, die zukünftige Entführungen ausschließt, wären von Frau Osthoff zu erwarten.
Viele Gründe sprechen dafür, daß wer wie Frau Osthoff handelt, dies auf eigenes Risiko hin tut, was er auch in allen Konsequenzen tragen muß. Demnach würde ein Staat drauf verzichten, sich mit aller Kraft für die Erhaltung eines Menschenleben eines seiner Bürger einzusetzen.
Wer solchermaßen denkt, sollte sich der Wurzeln dieses Staates bewusst werden. Unser Rechtssystem ist geprägt von christlichen und humanistischen Werten. Draus leitet sich ein Handel ab, das gutes tun sollte, weil es das Gute und Richtige ist. Auch wenn Susanne Osthoff zum wiederholten Male entführte würde, wäre es die Pflicht des Staates, sie zu befreien, denn unser Wertesystem funktioniert nicht wie eine Autoversicherung, die die Schadensklasse nach jedem Unfall neu berechnet und unter Umständen den Vertrag kündigt. Das Einzige, was der Rettung einer Geisel im Wege stehen darf, ist die Integrität des Staates. Ein Staat darf und kann sich niemals durch Terroristen, Verbrecher und Geiselnehmer erpressen lassen. Tut er das, verliert er die Grundlage seiner Existenz, denn er gefährdet dadurch die Sicherheit aller seiner Bürger.
In dem Rahmen, der dann bleibt, sollte immer alles Mögliche versucht werden, um ein Menschenleben zu retten.
Eine Antwort
Einen seltsam schalen Beigeschmack hat die Personalie allerdings immer, ganz egal, was weiter passiert. Es ist eben keine Musterfamilie, an der sich die Yellow Press aufgeilen kann und niemand erliegt der Versuchung des schnellen Geldes für eine abgeschmackte Exklusivstory.
Dennoch, solange die Umstände nicht bekannt sind, sollten wir uns einfach über ein Menschenleben freuen und alles andere ist Privatsache.