Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mexikanisches Pinguin-Drama

In Mexiko gibt es keine Pinguine, aber eine Comic-Figur mit dem Namen Memín Pinguín. Dieses erfreut sich seit ihrem ersten Auftauchen um 1940 in Mexiko großer Beliebtheit. Um diese Figur ist wieder eine Kontroverse entbrannt, nachdem eine Briefmarkenserie mit fünf Motiven der mexikanischen Post (SEPOMEX) erschienen ist. Oberflächlich betrachtet geht es um die Frage, ob die Figur Memín Pinguín rassistisch ist und die Briefmarkenserie mit den Motiven dem Rassismus Vorschub leistet. Dahinter steckt aber weitaus mehr – der Konflikt zwischen den USA und Mexiko sowie ihre kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede. Während die Vereinigten Staaten nur scheinbar ein Land sind, in dem alle Ethnien gleichbehandelt werden, so zieht sich durch die mexikanische Geschichte eine tatsächliche Gleichbehandlung. In Mexiko haben sich die Menschen unterschiedlicher Herkunft längst zu einer postethnischen Gesellschaft vermischt. Vermischt zu einer Gesellschaft, die zwei Präsidenten hervorgebracht hat, die von den Ureinwohnern Amerikas abstammten. Mehrere berühmte Anführer in der mexikanischen Geschichte stammten von Afrikanern ab. Die USA können in ihrer bisherigen Geschichte noch keinen Präsidenten aufweisen, der nicht von europäischen Einwanderern abstammt.

Während also in den USA die Briefmarken als rassistisch gebrandmarkt werden (sowohl von George W. Bush als auch von führenden Vordenkern der Afrikanischen Amerikaner), ist Memín Pinguín bei den Mexikanern nach wie vor unbelastet. Das Missverständnis beruht auch darauf, dass in den USA die Figur des Memín Pinguín genau der Form von Karikatur eines Afrikanischen Amerikaners entspricht, die man glaubte überwunden zu haben. Noch in den 20er und 30er Jahren des vergangen Jahrhunderts waren solche Karikaturen noch sehr verbreitet – nicht nur in den Vereinigten Staaten. In Mexiko hingegen ist Memín Pinguín für die Menschen eine Identifikationsfigur. Besonders für die Armen und wenig gebildeten. Vergleichen lässt sich Memín Pinguín in diesem Kontext mit Donald Duck, dem ewigen Verlierer aus Entenhausen.

Eine sehr ruhige und sachliche Analyse zum Thema stammt von Enrique Krauze aus dem Beitrag „The Pride In Memin Pinguin“. Eher erschreckend sind zahlreiche Blogs und Beiträge in Foren, die sich mit den Memín Pinguín Briefmarken befassen. Unbestreitbar ist auf jeden Fall, dass es ein Thema ist, mit dem man sich lange beschäftigen und über das man mit Sicherheit auch kontrovers diskutieren kann.

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