Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nur in unserer Phantasie setzt die Entwicklung von Brettspielen Talent voraus. Tatsächlich gibt es genügend Spieleautoren die völlig ohne auskommen.

Ein böses Gerücht

Relativ schnell und mühelos lassen sich böse Gerüchte ich die Welt setzen. Wie das von den Spieleautoren ohne Talent. Hässlicherweise wissen wir alle, dass in jedem Gerücht auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Genau das beschäftigt mich schon länger. Gerade in den letzten Monaten habe ich mich relativ häufig über Brettspiele geärgert. Über Exemplare, die unausgereift auf den Markt geworfen wurde. Über teure Plastikfiguren, die bei Kickstarter als Feigenblatt dürftige Spielregeln bekommen — aber eigentlich will man nur die Figuren verkaufen. Über schlecht verarbeitetes Material und Regeln, welche die Hand einer sorgfältigen Lektorin bedurft hätten. In der Reihe dürfen natürlich auch Spielautoren nicht fehlen, die diese Bezeichnung völlig zu Unrecht tragen.
Mitunter ließe sich auch sagen, dass dies alles der Preis für immer weiter steigende Nachfrage sei. So gesehen ist es bei Brettspielen ähnlich wie mit bei Lokal- und Regionalkrimis. Um die den Bedarf zu decken, wird einfach alles auf den Markt geworfen. Der Erfolg Frist seine Kinder — oder so ähnlich. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen und Gegenbeispiele. Möglicherweise sind das hier auch Gedanken eines in die Jahre gekommen Spielers und Sammlers, der satt geworden ist.

Spieleautoren ohne Talent

geralt / Pixabay

Spieleautoren weinen leise

Zur Zeit findet in Indianapolis die Gen Con statt — eine Spielemesse, die mittlerweile größer als die Spiel in Essen ist. Eine Bedrohung für den ehemaligen Platzhirsch? Schwierig zu sagen, aber ich halte es eher für unwahrscheinlich. Europa ist ein großer und starker Markt. Hier leben nicht nur sehr viele Spieler, sondern auch eine ganze Reihe von Verlagen, auch in Osteuropa.
Jedenfalls, auf den Gen Con wurde KeyForge vorgestellt, das neue Spiel von Richard Garfield. KeyForge sieht quietschbunt aus und ist mit Sicherheit drauf ausgelegt, die Spielern ein tiefes Loch ins Portmonee zu brennen. Ja, das Magic the Katherine vom gleichen Autor auch getan. Aber MtG ist für mich Kult. Abgesehen von Netrunner (dem Original) auch eines der wenigen richtig guten Spiele von Richard Garfield. Mich führte das zur Überlegung, ob es bei Spieleautoren auch so genannte One Hit Wonders gibt. Autoren, die ein gutes Spiel im Laufe ihres Lebens entwickeln. Welches dann ziemlich erfolgreich ist, sie aber gleichzeitig verflucht. Einige Spieleautoren weinen dann leise vor sich hin. Sie wissen, sie werden nie wieder so ein gutes Spiel erfinden.

Wiederholungstäter

Klar gibt es unter den Spieleautoren auch Wiederholungstäter. Die bringen eine ganze Reihe solider Spiele auf den Markt, auch welche die mehr als nur ordentlich sind. Aber — machen wird doch einfach einen kleinen Test.

Klaus Teuber

Den meisten von uns wird sofort ein Titel von ihm einfallen, mit dem Teuber auf ewig verbunden sein wird: Die Siedler von Catan. Und diejenigen, denen der Titel nicht sofort eingefallen ist, sollten sich ernsthaft fragen, ob sie echte Brettspiedgeeks sind.
Im meinem Regal befinden sich einige andere Spiele von Teuber. Aber er bleibt verbunden mit den Siedlern, genauso wie Joanne K. Rowling mit Harry Potter. Was Teuber und Rowling gemeinsam haben, ist das vorhandene Talent. Genau das fehlt meiner Meinung nach einigen der neueren Autoren. Auch wenn ich damit gegen den Strom schwimme, die Spiele von Wolfgang Wartsch reissen mich allesamt nicht vom Hocker. Damit hätte man vor Jahren nicht mal einen Blumentopf gewinnen können — mittlerweile erreicht man damit Mehrfachnominierungen und wird Autor des Kennerspiels 2018.

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