Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Sexismus nach wie vor ein Problem in der Mitte unserer Gesellschaft. Die Genderdebatte um alternative Schreibweisen ist hier wenig hilfreich.

Gendersternchen im Schlussverkauf

Nach wie vor kann ich für meinen Teil keinen Vorteil darin sehen, wenn man auf Kosten der Lesbarkeit Teile unserer Sprache vermeintlich inklusiv verhunzt. Nehmen wir etwa das Wort „man“. Das bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht, sondern auf irgendeinen beziehungsweise jeden beliebigen Menschen — es soll aus dem Mittelhochdeutschen stammen.

Korrekterweise schreibt man die männliche Person mit doppelten N. Aber gut, lassen wir das. Der Kern ist meiner Meinung nach nämlich der, dass die Debatte am Problem vorbeigeht. Und das ist der nach wie vor vorhandene Sexismus in unserer Gesellschaft. Der geht im Übrigen tatsächlich von den Männern aus, auch wenn es leider ein paar Frauen zu geben scheint, die damit keine Probleme haben.

Erstaunlicherweise gibt es keine Partei oder Gruppierung in Deutschland, die bei Thema Sexismus eine Vormachtstellung hätte. Die archaische Männersicht hält sich überall wie ein erstaunlich hartnäckiger Virus, natürlich auch in der SPD.
Es versuchte bei mir gestern Brechreize, auf Facebook in der SPD-Gruppe eine Diskussion zum Thema „Prostitutionsgesetz“ zu verfolgen. Eine Reihe von führenden Frauen in der Partei hatte den Vorstoß gewagt, Prostitution komplett zu verbieten. Meine Meinung dazu sollte bekannt sein — ich begrüße das ausdrücklich. Was zum Artikel aus dem Tagesspiegel dann von Genossen an Kommentaren abgegeben wurde, ist definitiv nicht zitierfähig.

Gilt auch für Sexismus

Gilt auch für Sexismus

Holz und Sexismus

Ein weiterer Fall von Sexismus zeigte sich durch und vor allem an einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Berichtet wurde von einem Plakat in der Schweiz. Die Idee: Es soll für die Produkte eines Sägewerks werben. Darauf abgebildet sind vier Frauen in Dirndl, die so auf einem Stapel Bretter liegen, dass man ihnen in den Ausschnitt schauen kann.

Allein das ist schon daneben. Und dann kommt noch der Slogan „Wir haben Holz vor der Hütte“. Ziemlich eindeutig sexistisch. Es wird aber noch schlimmer, denn unten rechts steht dann noch die Aufforderung, übergriffig zu werden: „…greifen Sie zu!“ Als ob es #MeToo nie gegeben hätte.

Meiner Meinung nach ist der Text der Autorin ziemlich demaskierend für den Besitzer des Sägewerks. Seinen Antworten ist zu entnehmen, dass ihm mehr als einmal ein paar Baumstämme auf den Kopf gefallen sind. Ansonsten würde er nämlich schon selber erkennen, warum das Plakat keine gute Idee war, sondern ein Fall von Sexismus.

Allerdings schrieb ich weiter oben noch, dass sich Sexismus auch am Artikel selber manifestierte. Der wurde bei Facebook von der SZ geteilt. Was sich dann dort an Kommentare von Männern dazu befindet, lässt sich mit Fremdschämen nicht mehr abdecken. Noch recht harmlos im Vergleich sind „klar, dass den Artikel eine Frau geschrieben hat“ oder „soll sich mal nicht so anstellen“.

Nach wie vor dominiert in der Debatte eine sehr männliche Sichtweise. Genau die wird nicht durch Gendersternchen verschwinden.

2 Kommentare

  1. Es geht zwar voran aber so ganz wird Sexismus vielleicht nie verschwinden. Jedenfalls nicht, solange es mehr als nur ein Geschlecht gibt. Das ist vielleicht eine Spur zu lakonisch. Manchmal denke ich, wir lernen dazu. Manchmal sehr langsam, manchmal sogar zu schnell. Fortschritte fördern neben Veränderung auch die Reaktion. So ist das nun einmal.

  2. Au contraire. Die Journalistin entlarvt sich als humorlos, kleingeistig, verbiestert, sur- bis ir(r)-real, illiberal und, ja, hinterweltlerisch. Und letzteres, je mehr sie auf ihre „Weltgewandtheit“ recurriert.

    Mit feministischem Gruß.

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