Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nicht nur der Homo oeconomicus hat die Preise der gängigsten Produkte im Kopf. Wir alle brauchen sie zur Orientierung.

Teilgenommen

Nicht alle von uns, aber vielleicht einige kenne diese in Schriftform gegossenen Demütigung: „… hat an den Bundesjugendspielen teilgenommen.“

Man kann sich so was natürlich schönreden. Oder aber der Tatsache ins Auge sehen. Es ist weniger als ein Trostpreis, sondern die Bestätigung der eigenen Unsportlichkeit. Entweder sind bei mir eine ganze Reihe Urkunden, doch diverse Umzüge verschwunden oder aber es ist, wie es ist. In meiner Kindheit und Jugend bekam ich außer der erwähnten Teilnehmerurkunde nichts anderes.

Entsprechend ging ich auch in Bezug auf irgendwelche Preise leer aus. Kaninchen hab ich auch nicht gezüchtet, um zumindest dafür irgendeine Form der Anerkennung zu erhalten.

Ehrlich gesagt mache ich mir auch nichts aus Pokalen, die sind eher etwas für überschuldete Tennisspieler, um bei einer Zwangsversteigerung noch einen gewissen Erlös zu erbringen. Daher sind die Preise, die mich wirklich interessieren, solche, die etwa in Form von Preisschildern im Supermarkt zu finden sind — letztendlich ist das auch eine Form der Auszeichnung.

Eine ganze Zeit lang interessierten mich Angebote im Supermarkt nicht, die Werbeprospekte und Beilagen zu den wöchentlichen Gratiszeitungen landeten regelmäßig ungelesen im Altpapier. Mittlerweile freue ich mich jeden Samstag auf genau diese Prospekte.

Interesse für Preise erwacht

Es gibt bei mir ein erwachtes Interesse an Angeboten. Wobei die Neugier in über 90 Prozent der Fälle nicht zu einem tatsächlichen Kauf führt. Es ist mehr eine Art Beobachtung der Marktentwicklung und Anregung, etwas Bestimmtes mal wieder zu kochen.

Auf der anderen Seite führte das zusammen mit dem jahrelangen wöchentlichen Einkauf in diversen Supermärkte dazu, dass ich gewisse Preise im Kopf habe. Je nachdem, wo man einkauft, ob es Markenware oder die Eigenmarke des Händlers ist und ob es ein Bio-Produkt ist, kostet zum Beispiel Butter (250 g) derzeit 1,79 Euro. Milch liegt beim 1,30 Euro pro Liter.

Beim Einkaufen kann ich abschätzen, ob etwas teuer oder günstig(er) ist. Damit lässt sich in der Regel deutlich mehr anfangen als mit irgendeiner Siegerurkunde. Allerdings finde ich es selber etwas befremdlich, so im Meer der Preis schwimmen zu können. Ich frage mich, was es über mich aussagt, wenn ich quasi bei einer Talentshow damit auftreten könnte: „Nennen sie die Preise von X Produkten.“

Zählt das schon zum unnützen Wissen oder hilft es beim Überleben in unserer modernen Konsumwelt?

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